2. Internationaler Hausärztetag

Wird Primärarztsystem in der CDU salonfähig?

Hausärzte als primäre Lotsen und Patientenbegleiter – dafür gab es viele Stimmen beim Hausärztetag in Bonn – wenn denn auch die Honorierung stimmt.

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BONN. Die Ausweitung der Termin-Servicestellen und die Schaffung von finanziellen Anreizen für zusätzliche ärztliche Leistungen dürfen nicht auf Kosten der Hausärzte erfolgen. Das hat Professor Karl Lauterbach, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bundestag, klargestellt. "Wir müssen darauf achten, dass es nicht zu einer Verschiebung der Vergütung zulasten der Hausärzte kommt", sagte er beim 2. Internationalen Hausärztetag in Bonn. Die geplanten Regelungen im Terminservice- und Versorgungsgesetz dürften auch nicht zu einer Beeinträchtigung ihrer Steuerungsfunktion führen.

Die Pläne, Hausärzte für die Vermittlung von Terminen beim Facharzt zu bezahlen, bezeichnete Lauterbach als "unwürdig". "Wir brauchen eine wirkliche Steuerung, und das heißt, der Patient braucht einen Anreiz, damit er zuerst zum Hausarzt geht." Er sei schon seit langer Zeit ein Anhänger eines Primärarztsystems. "Doch wegen der CDU konnten wir es nicht durchsetzen."

Zu Lauterbachs Erstaunen outete sich der CDU-Politiker Erwin Rüddel, Vorsitzender des Bundestag-Gesundheitsausschusses, als "Fan" der hausarztzentrierten Versorgung. "Ich stelle auch bei meinen Kollegen fest, dass dieser Gedanke immer mehr Fuß fasst", berichtet Rüddel.

Gerade angesichts der Digitalisierung werde die Steuerungs- und Beratungsfunktion immer wichtiger. "Wir müssen dafür sorgen, dass gerade die Hausärzte eine deutlich bessere Vergütung ihrer Arbeit bekommen, weil sie eine Schlüsselposition in der Versorgung haben", sagte Rüddel.

Nach Einschätzung von Dr. Christopher Hermann, Chef der AOK Baden-Württemberg, kann die Digitalisierung nur in einem strukturierten System ihr positives Potenzial entfalten. "Wir brauchen eine strukturierte Versorgung, die den Hausarzt als Lotsen, aber vor allem als Behandler sieht, der seinen Patienten kompetent in allen medizinischen Fragen begleitet und ihn, wenn es nötig ist, in eine andere Versorgungsstufe überweist." Die hausarztzentrierte Versorgung in Baden-Württemberg belegt für ihn die Vorteile eines solchen Vorgehens.

Die Politik sei bei der Strukturierung der Versorgung schon einmal weiter gewesen, kritisierte er. Das Modell in Baden-Württemberg gelte heute vielen als Leuchtturm. "Wenn die Politik einen langen Atem gehabt hätte, hätten wir ein paar Baden-Württembergs in der Versorgung", sagte Hermann. (iss)

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