"Versorgungslandschaft Demenz"

Gemeinsamer Kampf gegen Demenz

Mit der "Versorgungslandschaft Demenz" will der Hausärzteverband die Versorgung von Demenzkranken verbessern. Die Behandlung wird zwischen Haus- und Facharzt sowie dem Krankenhaus abgestimmt.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Demenz gehört zu den gefürchteten Krankheiten. Auch eine optimale Therapie kann den Krankheitsverlauf nur verzögern.

Demenz gehört zu den gefürchteten Krankheiten. Auch eine optimale Therapie kann den Krankheitsverlauf nur verzögern.

© Osterland/fotolia.com

NEU-ISENBURG. Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 200.000 Menschen neu an einer Demenz.

Aufgrund der steigenden Zahl alter Menschen wird sich auch die Zahl der Demenzkranken in den nächsten Jahrzehnten dramatisch erhöhen. Schätzungen gehen von bis zu drei Millionen Patienten im Jahr 2050 aus.

Es ist eine Krankheit mit brisantem sozialen Sprengstoff: Die Hauptlast der Versorgung und Pflege tragen heute Familienangehörige, deren Kosten in keiner Wirtschaftsstatistik erfasst werden.

Bei einer voranschreitenden Professionalisierung der Pflege und Betreuung kommen immense Kosten auf die Gesellschaft und ihre sozialen Sicherungssysteme zu.

Da eine Heilung der Krankheit nicht in Sicht ist, laufen gegenwärtige Optimierungsstrategien darauf hinaus, die Krankheit möglichst früh zu erkennen und den Fortschritt der Krankheit zu verzögern.

Kliniken benötigen einen Case-Manager

Vernetzung von Hausärzten, Fachärzten, Kliniken und nichtärztlichen Leistungserbringern

Koordiniertes Leistungsangebot für Patienten und Angehörige.

Mehr Lebensqualität für die Betroffenen.

Die vom Hausärzteverband als Integrationsmodell nach Paragraf 140 a SGB V entwickelte "Versorgungslandschaft Demenz" zielt darauf ab, eine optimal abgestimmte Behandlung durch enge Zusammenarbeit zwischen Hausarzt, Neurologen, Psychiatern und Nervenärzten sowie Krankenhäusern zu verwirklichen.

Grundsätzlich gilt bei dieser Versorgung das Prinzip "ambulant vor stationär" - Krankenhäuser sollen nur subsidiär in Anspruch genommen werden. Primär liegt die Behandlung und deren Koordination in der Hand des Hausarztes.

Voraussetzung ist, dass der Hausarzt an einem Vertrag zur hausarztzentrierten Versorgung teilnimmt, dessen Voraussetzungen erfüllt und von dort auch seine Demenzpatienten in die Versorgungslandschaft als IV-Vertrag einschreibt.

Krankenhäuser, die bei schwierigen Fallkonstellationen einbezogen werden, müssen mindestens einen Case-Manager als Ansprechpartner für Patienten und deren Angehörige sowie über gerontopsychiatrische, neurologische, psychiatrische oder geriatrische Abteilungen verfügen.

Aufgabenverteilung klar beschrieben

Charakteristisch für die "Versorgungslandschaft Demenz" ist eine exakt beschriebene Aufgabenverteilung der IV-Partner und ein Algorithmus für die Art der Kooperation zwischen Hausarzt, Facharzt und Klinik.

So obliegt dem Hausarzt das geriatrische Basisassessment sowie weitere kognitive Tests, die zügige Überweisung zum Facharzt (Termin binnen vier Wochen), die Überwachung der eingeleiteten Therapie, insbesondere auch der Arzneimitteltherapie sowie die Einbindung der Angehörigen in die Therapie.

Mindestens einmal jährlich muss der demenzkranke Patient zur Kontrolle zum Facharzt überwiesen werden.

Charakteristisch ist, dass der Hausarzt mit dem Patienten Zielwerte individuell festlegt und über deren Einhaltung wacht. Nicht erreichte Zielwerte können Grund sein, den Patienten zum Facharzt oder zur Klinik zu überweisen.

Facharzt obliegt die Erstverordnung

Der Facharzt definiert einzelne Therapieschritte und insbesondere die Arzneimitteltherapie. Ihm obliegt die Erstverordnung auch der Heil- und Hilfsmittelversorgung sowie möglicher Reha-Maßnahmen.

Gemeinsam mit dem Hausarzt führt er Konsile durch. Mindestens einmal im Jahr oder nach Aufforderung durch den Hausarzt ist auch der Spezialist zum Hausbesuch verpflichtet.

Der Facharzt muss den Patienten grundsätzlich innerhalb von drei Monaten an den Hausarzt zurücküberweisen. Die an der Behandlung beteiligten Ärzte und Kliniken sind zu umfassendem Informationsaustausch über Diagnosen, Behandlungen, deren Erfolg oder Misserfolg verpflichtet.

Insgesamt fünf IV-Projekte

Die "Versorgungslandschaft Demenz" ist eines von fünf IV-Projekten, die der Hausärzteverband mit Organisationen der Fachärzte und der Pflege vereinbart hat. Die Indikationen sind neben Demenz Rheuma, Schmerz, Diabetes und Pflege.

Diese Projekte, die nach einheitlichen Prinzipien aufgebaut sind, werden gegenwärtig den Krankenkassen als Vertragsoption angeboten.

Im Unterschied zu bisherigen IV-Projekten ist das Ausmaß an Administration und Managementaufwand deutlich geringer.

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

Lesetipps
Experten fordern von Bund und Ländern verbindliche Vorgaben für die Kooperation von Rettungsleitstellen (Bild) und ärztlichem Bereitschaftsdienst.

© Heiko Rebsch / dpa / picture alliance

Reform des Rettungsdienstes

Bereitschaftsdienst und Rettungsleitstellen sollen eng aneinanderrücken

Die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung steht in vielen Ländern vor großen Herausforderungen. Ein Arzt aus Israel fordert deshalb mehr Zusammenarbeit.

© Vladislav / stock.adobe.com

Weiterentwicklung der Versorgung

Experte: Bei der Transformation international die Kräfte bündeln!

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen