"Gesundes Kinzigtal"

Vorzeige-Integrationsprojekt weiter im Aufwind

Während andere Integrationsmodelle über die Jahre gescheitert sind, zieht das Projekt "Gesundes Kinzigtal" in Baden-Württemberg im achten Jahr in Folge eine Erfolgsbilanz.

Von Martina Merten Veröffentlicht:
Fast jeder dritte Versicherte im IV-Projekt gibt an, gesünder als vor der Einschreibung zu leben.

Fast jeder dritte Versicherte im IV-Projekt gibt an, gesünder als vor der Einschreibung zu leben.

© Gina Sanders/fotolia.com

BERLIN. Helmut Hildebrandt sieht sich auf dem richtigen Weg. Die Kennzahlen im aktuellen Jahresbericht zur Entwicklung des Integrationsprojekts "Gesundes Kinzigtal" in Baden-Württemberg, dessen Geschäftsführer er ist, fallen durchweg positiv aus. Mehr Gesundheit sorge auch für eine bessere Kostenbilanz bei den Partner-Krankenkassen, lautet ein zentrales Fazit der Analyse für das Jahr 2014.

Dem Bericht zufolge hat sich der Deckungsbeitrag für die Partner-Kassen AOK-Baden-Württemberg und die Landwirtschaftliche Krankenkasse SVLFG (LKK) für 2013 um 5,5 Millionen Euro verbessert.

Für die Berechnung werden die Ausgaben für alle Versicherten von AOK und LKK, die ihren Wohnsitz im Versorgungsgebiet vom Gesunden Kinzigtal haben, zugrunde gelegt - egal ob sie dort Mitglied sind oder nicht.

Einsparungen von 182 Euro pro Kopf

Verglichen werden die Einnahmen der Krankenkassen, die jeweils die Durchschnittskosten für ihre Versicherten widerspiegeln, mit den Ausgaben aller ihrer Versicherten im Kinzigtal, unabhängig davon, wo sie sich haben behandeln lassen. Die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben ergibt den Deckungsbeitrag.

Die wissenschaftliche Evaluation der Universität Köln kommt dem Jahresbericht nach zu ähnlichen Ergebnissen. Deren Analysen für das Jahr 2011 zeigen, dass insgesamt gegenüber dem Ausgangsjahr rund 182 Euro pro Kopf im Kinzigtal gegenüber der Vergleichsgruppe im Ländle eingespart wurden - allen voran im Klinikbereich und bei Arzneimitteln.

Der Positivtrend bei der Entwicklung des Vorzeige-IV-Projekts im Süden Deutschlands zeigt sich laut Bericht auch an der Zufriedenheit und der Anzahl der Versicherten, die daran teilnehmen. Dem Bericht zufolge wurde 2014 die Marke von 10.000 Mitgliedern erreicht (am 31.12.2014 waren es 10.190).

2008 - dem Jahr des Auslaufens der Anschubfinanzierung - waren es lediglich 4000 eingeschriebene Versicherte der beiden Kassen.

Patienten zufrieden

Einer Langzeitstudie zur Versorgung im Kinzigtal zufolge gaben 41 Prozent an, sich etwas oder deutlich besser gesundheitlich betreut als vor ihrer Einschreibung in das IV-Projekt zu fühlen. 31 Prozent der für die Studie Befragten gaben an, seit der Einschreibung insgesamt gesünder zu leben.

Für die Studie wurden Anfang 2013 3038 zufällig ausgewählte AOK- und LKK-Versicherte, die Mitglied im IV-Modell sind, befragt. Für die Folgebefragung Anfang 2015 waren es 3520 Versicherte. Ergebnisse der 2015er Befragung stehen im Detail noch aus .

Das regional integrierte Versorgungsmodell "Gesundes Kinzigtal" ging im Jahr 2006 an den Start. Dessen Versorgungsgebiet umfasst das Kinzigtal ab Ohlsbach flussaufwärts bis an die Grenze des Ortenaukreises. Anders als viele andere IV-Verträge verfolgt das Modell einen bevölkerungsbezogenen Ansatz und deckt verschiedene Krankheitsbilder ab.

Inzwischen wurden im Rahmen des Versorgungsmodells 15 Programme für Versicherte mit Krankheitsbildern wie Osteoporose oder Herzinsuffizienz oder "Gesundes Gewicht - jetzt gehe ich es an" aufgelegt. Im Laufe dieses Jahres soll das "Gesundheitswelt Kinzigtal" - ein multifunktionales Trainings- und Bewegungszentrum mit Angeboten für die gesamte Bevölkerung - fertiggestellt sein.

Dafür hat die Gesundes Kinzigtal GmbH als Eigentümerin 2,6 Millionen Euro investiert, ein Drittel dieser Summe stammt aus Eigenmitteln.

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System