Widmann-Mauz beim Hausärztetag

In der Höhle der Löwen

Zwei Festreden, zwei Meinungen: Beim Hausärztetag in Berlin stand die HzV zur Debatte. Während Staatssekretärin Widmann-Mauz verwirrte, konnte AOK-Chef Hermann begeistern.

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Widmann-Mauz und Hermann: Wortgefechte beim Hausärztetag.

Widmann-Mauz und Hermann: Wortgefechte beim Hausärztetag.

© [M] Marijan Murat | Bernd Weißbrod / dpa

BERLIN (chy). Es war kein Heimspiel für Annette Widmann-Mauz (CDU), parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium.

Die Hausärzte nehmen es dem Bundesgesundheitsministerium nach wie vor übel, die hausarztzentrierte Versorgung (HzV) unter Finanzierungsvorbehalt gestellt zu haben - der berühmte Absatz 5a des Paragrafen 73b SGB V.

Umso irritierter waren die Anwesenden, als Widmann-Mauz plötzlich begann, die HZV in ihrem Heimatland Baden-Württemberg in den Himmel zu loben. Sie sei ein großer Freund des Vertragswettbewerbs, bekundete die Politikerin - und wollte in den neuen Auflagen auch kein nennenswertes Hindernis sehen.

Das war für Christopher Hermann, Chef der AOK Baden-Württemberg, natürlich eine Steilvorlage. Der SPD-Sympathisant konterte - unter donnerndem Applaus - die Einlassungen der Regierungsvertreterin mit der klaren Forderung, den "unsäglichen" Absatz 5a so schnell wie möglich wieder aus dem Paragrafen zu entfernen.

Für ihn steckt nach eigenem Bekunden auch mehr dahinter als die Bündnistreue zu Hausärzteverband und Medi-Verbund, mit denen die Südwest-AOK 2008 die erste HzV-Vollversorgung vereinbarte.

Hermann: Nicht nur loben, sondern etwas tun

Er möchte den Vertrag gern über 2015 hinaus verlängern - und wünscht sich dafür Rechtssicherheit.

Hermann erinnerte daran, dass Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) den AOK-Vertrag im Februar als "Vorreiter" gelobt und Nachahmer ermuntert hatte.

"Das wünschen wir uns auch", so Hermann, "aber noch mehr wünschen wir uns, dass der Bundesgesundheitsminister endlich mal etwas dafür täte."

Aber auch andere Akteure bekamen von Hermann ihr Fett weg. Der GKV-Spitzenverband etwa sei eine verfehlte Konstruktion, weil er Versorgung gestalte, ohne überhaupt eigene Versicherte zu haben.

"Ich kann mich nicht erinnern, dass Krankenkassen in Deutschland gefragt worden wären, ob sie eine solche Vertretung wünschten und insbesondere, inwieweit ihre individuellen Interessen an dieser Stelle tatsächlich vertreten werden", monierte er.

Die Honorarverhandlungen mit der KBV im Erweiterten Bewertungsausschuss nannte Hermann "rituelle Ödnis", mit der die Probleme der ambulanten Versorgung in den Regionen nicht gelöst werden könnten - schon weil jeder in Berlin gefasste Beschluss sämtliche Ärzte in sämtlichen Regionen gleich behandeln müsse.

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