Aufrüstung für die HzV

Der neue Mehrwert für Patienten

Fünf Jahre nach dem Start beginnt für die Partner der Hausarztzentrierten Versorgung in Baden-Württemberg eine neue Vertragsgeneration. Sie verspricht chronisch multimorbiden Patienten einen Mehrwert.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Die drei Gewinner des VERAH Kompaktseminars Nicole Webber, Jone Herrmann und Kirsten Abendschein (Mitte v. l.), eingerahmt von Dr. Frank Dieter Braun (Hausarztverbands-Vize in Baden-Württemberg), VERAH-Moderatorin Christine Wollmetshäuser, Landes-Hausärzte-Vorstand Dr. Berthold Dietsche sowie Medi-Chef Dr. Werner Baumgärtner und AOK-Vorstand Dr. Christopher Hermann.

Die drei Gewinner des VERAH Kompaktseminars Nicole Webber, Jone Herrmann und Kirsten Abendschein (Mitte v. l.), eingerahmt von Dr. Frank Dieter Braun (Hausarztverbands-Vize in Baden-Württemberg), VERAH-Moderatorin Christine Wollmetshäuser, Landes-Hausärzte-Vorstand Dr. Berthold Dietsche sowie Medi-Chef Dr. Werner Baumgärtner und AOK-Vorstand Dr. Christopher Hermann.

© Wagner

STUTTGART. Mit einem Paukenschlag startete am 8. Mai 2008 der baden-württembergische AOK-Hausarztvertrag. Er habe bei der Pressekonferenz in verblüffte - und ungläubige - Gesichter geschaut, bekannte Baden-Württembergs AOK-Vorstand Dr. Christopher Hermann.

Fünf Jahre später, als am vergangenen Mittwoch in Stuttgart mit knapp 1000 Gästen das fünfjährige Jubiläum der Hausarztzentrierten Versorgung gefeiert wurde, bildeten wieder Paukenschläge den Auftakt.

Mit karibischen Rhythmen stimmte eine Percussion-Gruppe die Zuschauer ein. Es sollte eine ganz eigene Mischung aus Information und Unterhaltung werden.

Schließlich wollten die Vertragspartner AOK, Hausärzteverband und Medi den Hausärzten und Praxisteams eine umfassende Weiterentwicklung des Vertrags vorstellen.

Unterstützung vom Land

Von Seiten der Landesregierung signalisierte Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) Unterstützung. "Es ist wichtig, dass die HzV erhalten und ausgeweitet wird." Sie versprach, sich einzusetzen, damit auf Bundesebene die dafür nötigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Der auf Langfristigkeit angelegte Vertrag und die damit einhergehende Planbarkeit für Ärzte seien ein "Anti-Modell zur 93. EBM-Reform", ätzte AOK-Chef Hermann in Richtung KBV.

Nach fünf Jahren verbiete es sich, bei der HzV von einem "Modellprojekt" zu sprechen, stellte Medi-Chef Dr. Werner Baumgärtner klar. Der 73b-Vertrag wie auch die damit kombinierten Facharztverträge stellten eine "eigenständige, zweite Versorgungsschiene dar", betonte er.

Für den Hausärzteverband erläuterte Landeschef Dr. Berthold Dietsche, man sei mit der HzV nicht zuletzt deshalb angetreten, um Hausärzten wieder "den aufrechten Gang zu ermöglichen".

Lob bekamen Hausärzte und Praxisteams auch von der Wissenschaft. In fünf Jahren habe sich die HzV "einen deutlichen Vorsprung vor der Regelversorgung erarbeitet", sagte Professor Joachim Szecsenyi, Ärztlicher Direktor der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Heidelberg.

Dass die Versorgung schwerkranker Patienten durch Hausärzte und VERAHs ab 2014 im Rahmen eines Case Managements eigenständig mit 80 Euro je Fall und Quartal honoriert wird, bezeichnete Szecsenyi als "Riesen-Innovation".

Die Versorgungsqualität in der geriatrischen Versorgung werde eines der Themen für die wissenschaftliche Evaluation des Vertrags in den Jahren 2013 bis 2015 sein, kündigte er an.

Mobilitätsoffensive mit VERAH

Die noch bessere Versorgung von chronisch kranken Patienten und zugleich die Entlastung des Hausarztes sind zwei der Ziele des "VERAHmobil", das am Mittwoch erstmals vorgestellt wurde.

Der Kleinwagen kann von Praxen für 99 Euro im Monat geleast werden und soll von Versorgungsassistentinnen benutzt werden, die Hausbesuche im Auftrag ihrer Praxischefs machen. Die Vertragspartner tragen die andere Hälfte der Kosten - die tatsächliche Leasingrate beträgt 199 Euro.

Bei einer anschließenden Verlosung konnte ein Hausarzt als Gewinner des Hauptpreises gleich den ersten Leasingvertrag mit nach Hause nehmen. Langfristig hoffen die Vertragspartner, dass bis zu 1000 der einheitlich gestalteten Kleinwagen auf den Straßen im Südwesten unterwegs sind.

Für einen Zwischenruf der besonderen Art sorgte der Kabarettist Mathias Richling. In seiner Parodie kamen Ex-Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Karl Lauterbach zu Ehren.

Nicht zuletzt rief der Redestrom Richlings den Zuschauern in Erinnerung, wie nahe gerade in der Gesundheitspolitik Sinn und Wahnsinn beieinander liegen können.

Den musikalischen Schlusspunkt setzte der Schweizer Vokal-Artist Martin O., der in einem Sample das Motto der Veranstaltung "Den Vorsprung ausbauen - 5 Jahre HZV" in der Halle erklingen ließ.

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