Ambulante Palliativversorgung auf besserem Weg

Der Start war zäh, doch jetzt entwickelt sich der Aufbau der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) positiv. Die Mehrheit der Sterbenskranken benötigt ohnehin nicht SAPV, sondern andere Versorgungsformen.

Christoph FuhrVon Christoph Fuhr Veröffentlicht:
In Würde die letzte Phase des Lebens verbringen - dabei soll Palliativmedizin helfen.

In Würde die letzte Phase des Lebens verbringen - dabei soll Palliativmedizin helfen.

© Klaro

BERLIN. Sie soll die Lebensqualität und die Selbstbestimmung schwerstkranker Menschen erhalten, fördern und verbessern, sie soll ihnen ein menschenwürdiges Leben bis zum Tod in ihrer vertrauten häuslichen Umgebung oder in einer stationären Pflegeeinrichtung ermöglichen: Mit der vom Gesetzgeber initiierten spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) sind ehrgeizige Ziele verknüpft.

Im Vordergrund steht anstelle eines kurativen Ansatzes die medizinisch-pflegerische Zielsetzung, Symptome und Leiden einzelfallgerecht zu lindern. Die Umsetzung der SAPV in Deutschland allerdings gestaltet sich ungemein schwierig.

Mangelnde Kooperationsbereitschaft mancher Kassen, ein regionaler Flickenteppich an SAPV-Verträgen, frustrierende und demotivierende Erfahrungen von Menschen, die bereit waren und sind, die SAPV mit Leben zu erfüllen.

170 verschiedene SAPV-Verträge

Es gibt derzeit mindestens 170 verschiedene SAPV-Verträge - mit steigender Tendenz. Die aktuelle Versorgungslage ist allerdings von Intransparenz, Heterogenität und Unsicherheit geprägt. "Wir brauchen dringend Transparenz, insbesondere mit Blick auf eine Vergleichbarkeit von Verträgen", so die Forderung von SAPV-Vertragsexperten in Berlin. Vielen Kassen sei Transparenz aber ein Dorn im Auge.

Bei der Diskussion um eine gute ambulante Betreuung sterbenskranker Menschen ist die Tatsache in den Hintergrund getreten, dass längst nicht jeder Mensch, der im Sterben liegt, tatsächlich auf SAPV angewiesen ist.

Es gibt einen Konsens von Experten, nach dem 90 Prozent der Sterbenden ambulant durch ihren vertrauten Hausarzt in Kooperation mit anderen Vertragsärzten, Pflegern und weiteren nichtärztlichen Berufen versorgt werden - auf Basis der Allgemeinen ambulante Palliativversorgung (AAPV).

Hausarzt hat Schlüsselstellung

Hier hat der Hausarzt eine Schlüsselstellung. Eine intensive Betreuung durch den Hausarzt ist in den derzeitigen Strukturen zwischen der kurativen vertragsärztlichen Versorgung und der SAPV allerdings nicht definiert. Das Kassenärztliche Bundesvereinigung will hier mit einem speziellen Versorgungskonzept neue Standards setzen.

Notwendig ist dafür aus KBV-Sicht eine vernetzte, kooperative Versorgung mit eindeutigen Schnittstellendefinitionen.

Sterben zu Hause - das ist allerdings längst nicht für jeden Patienten eine Option. Die Würzburger Palliativmedizinerin Dr. Birgitt van Oorschot etwa hat bei einer Tagung in Berlin davor gewarnt, das Sterben zu Hause absolut zu setzen. "Es gibt immer wieder Patienten, die in der Phase des Sterbens die Sicherheit der Klinik vorziehen", sagte sie.

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