Weißbuch

Katholische Kirche unterstützt Palliativversorgung

Um die Palliativversorgung weltweit zu verbessern, hat die Päpstliche Akademie für das Leben ein Weißbuch auf Initiative der Deutschen PalliativStiftung hin verfasst.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Ein Weißbuch soll die Palliativversorgung weltweit verbessern helfen.

Ein Weißbuch soll die Palliativversorgung weltweit verbessern helfen.

© photographee.eu / Stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodellen)

NEU ISENBURG. Rund 40 Millionen Menschen im Jahr benötigen eine Palliativversorgung. Aber die Angebote für die Patienten sind international sehr unterschiedlich. Oft fehlen Schmerzmittel, ausgebildetes Personal oder Aufklärung in der Bevölkerung, berichtet Dr. Thomas Sitte, Vorstandsvorsitzender der Deutschen PalliativStiftung.

Nun hat die Päpstliche Akademie für das Leben auf Initiative der Deutschen PalliativStiftung ein „Weißbuch zur globalen Förderung der Palliativversorgung“ verfasst. Ziel des Heftes ist es, die Versorgung sterbender Patienten weltweit zu verbessern.

So empfehlen die 13 Palliativexperten, die das Weißbuch verfasst haben, unter anderem, allen Patienten mit chronischen Erkrankungen vor ihrem Tod einen Zugang zur Palliativversorgung zu eröffnen.

Kostengünstige Schmerzmittel

Zum Beispiel sollen Apotheken und Gesundheitszentren Schmerzmittel zu erschwinglichen Preisen vorhalten – auch in nicht standardisierten Darreichungsformen. Behörden sollten Morphium verfügbar machen, Wohltätigkeitsorganisationen sollen die Palliativversorgung unterstützen, Ärzte und Schwestern, die dort arbeiten, sollen ihre Arbeit zertifizieren lassen und sich fortbilden.

Alle Universitäten, die sich mit der Ausbildung von Personal im Gesundheitswesen beschäftigen (etwa für Ärzte, Krankenpflegepersonal, Apotheker, Sozialarbeiter, Seelsorger), sollten eine palliative Ausbildung als Pflichtkurs schon in den ersten Ausbildungsabschnitten anbieten, heißt es im Weißbuch.

„Wir sind an die katholische Kirche herangetreten, weil sie über ein international unglaublich dichtes Netzwerk verfügt“, sagt Sitte der „Ärzte Zeitung“. Sitte weiter: „Wir wollen im Kleinen wirken, um im Großen Erfolg zu haben. Aber wir wissen: Gottes Mühlen mahlen langsam, die Mühlen der Politik noch langsamer.“

In der Tat scheint der Bedarf etwa an Schmerzmitteln oft nicht gedeckt. „Russland zum Beispiel hat bei der Versorgung mit Morphium die rote Laterne“, sagt Sitte. „In Indien ist die Situation dagegen besser, nicht zuletzt, weil hier die katholische Kirche aktiv ist.“ Es bleibt viel zu tun.

Magisch-religiöse Überzeugungen

Vielerorts verhinderten starre Bürokratien und „blödsinnige Regulierungen“, den Zugang zu Schmerzmitteln, berichtet Sitte. „Aber auch magisch-religiöse Überzeugungen, die Krankheit als Strafe verstehen.“

Auch in Europa gibt es bei der Palliativversorgung fast weiße Flecken auf der Landkarte. 4,4 Millionen Menschen in der EU benötigen jährlich eine palliative Versorgung. Die Versorgungsunterschiede sind aber enorm. So verzeichnet der APCA Atlas of Palliative Care in Europe 2019 zum Beispiel die Anzahl der Palliative-Care-Teams (stationäre Teams, Konsiliardienste und Teams der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung). An der Spitze steht Österreich mit 2,2 Teams pro 100.000 Einwohnern.

Im oberen Mittelfeld liegt Deutschland mit 1,1 Teams und Griechenland liegt mit 0,0 Teams weit hinter auf der Skala. Zudem stellen europäische Länder mit hohem Pro-Kopf-Einkommen weit mehr Morphin zur Verfügung als Länder mit geringen Pro-Kopf-Einkommen. Die Spanne liegt zwischen einem Milligramm pro Kopf und Jahr und 159 Milligramm pro Kopf und Jahr.

Schließlich soll die Empfehlung auch Sterbehilfevereine widerlegen, sagt Sitte. „Wir wollen erklären, dass wir geschäftsmäßige Beihilfe zur Selbsttötung in Deutschland nicht zur Leidensminderung brauchen.“

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