SAPV

Noch große Versorgungslücke für Kinder

Nachholbedarf bei der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung: Noch erhalten todkranke Kinder und Jugendliche die SAPV zu selten. Jetzt wird das Bundesgesundheitsministerium aktiv.

Von Johanna Dielmann-von Berg Veröffentlicht:
Palliativversorgung für Kinder ist besonders schwierig und langwierig, die Lücken sind beachtlich.

Palliativversorgung für Kinder ist besonders schwierig und langwierig, die Lücken sind beachtlich.

© Ulrich Perrey / dpa

BERLIN. Bei der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) werden die Lücken nur langsam geschlossen. Das geht aus dem Bericht des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) für 2011 hervor, der nun auf der Webseite zugänglich ist.

Zwar sind Ausgaben, Verordnungen und die Zahl der Verträge im Vergleich zu 2010 teils deutlich gestiegen.

Die Versorgung auf dem Land und von Kindern bereitet Ärzten und Kassen aber immer noch Probleme. So fehlen qualifizierte Ärzte und Pflegekräfte nicht nur für Erwachsene, sondern besonders für Kinder.

Der Grund: Palliative Care Teams können Schwerstkranke in ländlichen Regionen und unter 18-Jährige kaum rentabel versorgen. Dafür gibt es jeweils zu wenige Patienten, die Anspruch auf SAPV haben - 2011 waren es 267 Kinder und Jugendliche.

Bei ihnen ist die Versorgung für Ärzte und Pflegekräfte zudem noch aufwendiger als bei Erwachsenen: Es gibt viele unterschiedliche pädiatrische Grunderkrankungen, darunter seltene und neurologische Krankheiten und Fehlbildungssyndrome. Daher benötigen Kinder SAPV-Leistungen überdurchschnittlich lange.

Beratungen haben begonnen

Diese Schwierigkeiten dokumentiert der GBA in seinen Berichtenseit drei Jahren - alle Bemühungen verpuffen aber geradezu. Immer wieder fordern Ärztevertreter und Kassen in den Berichten, der GBA möge den besonderen Bedarf von Kindern in der SAPV-Richtlinie konkretisieren.

Geschehen ist bisher nichts. Immerhin: 11 der bundesweit 176 Verträge nach Paragraf 132d SGB V zwischen Kassen und Palliative Care Teams sind 2011 für Kinder geschlossen worden.

Nach sechs Jahren Anlaufphase wird nun das BMG aktiv. Am 16. Februar trafen sich dort Leistungserbringer und deren Verbände sowie der GKV-Spitzenverband, um über mögliche Versorgungskonzepte für Kinder und deren Finanzierung zu beraten.

Dies soll die regionalen Vertragsverhandlungen befördern, so die Hoffnung des BMG. Das geht aus einer Antwort auf eine Anfrage der SPD-Politikerin Bärbel Bas hervor, die der "Ärzte Zeitung" vorliegt.

SAPV-Ausgaben haben sich verdoppelt

Doch auch bei Erwachsenen fehlten in einigen Regionen noch ausreichend qualifizierte Ärzte, so das BMG. Zwar ist die Zahl der Ärzte mit Zusatz-Weiterbildung "Palliativmedizin" laut GBA gestiegen - von 5100 (2010) auf rund 6400 in 2011, wovon 6200 auch als Ärzte tätig waren.

Jedoch sind diese vor allem rund um Städte angesiedelt. So arbeiten in Hamburg (153) und Berlin (194) mehr Ärzte als in Mecklenburg-Vorpommern (128).

Und auch in Bayern (414) gibt es nur geringfügig mehr Ärzte als in Rheinland-Pfalz (357), Bayern ist aber mehr als dreimal so groß. Auch diese Zahlen zeigen, dass eine Versorgung in der Fläche noch fehlt.

Dennoch zeigt der Bericht auch Positives: So verdoppelten sich die Ausgaben für ärztliche und pflegerische Leistungen in der SAPV von 47,8 Millionen Euro (2010) auf 84,9 Millionen Euro in 2011.

Die Zahl der Erstverordnungen ist von rund 19.500 auf 25.900 gestiegen. Die Zahl der Verträge stieg um 55 auf 176.

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