Uniklinik Marburg

Klinikdirektoren gehen auf Vertragsärzte zu

In einem offenen Brief werben Institutschefs der Marburger Uniklinik um Kooperation.

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MARBURG. Die Klinik- und Institutsdirektoren des privatisierten Marburger Universitäts-Klinikums laden die niedergelassenen Ärzte der Region zum Dialog ein. "Setzen wir uns gemeinsam an einen Tisch! Lassen Sie uns um den besten Weg ringen!", schreiben sie in einem offenen Brief.

Damit reagieren die Klinikdirektoren auf die Turbulenzen rund um die öffentlich gewordenen Pläne, nach denen das zum Rhön-Konzern gehörende Uni-Krankenhaus die ambulante Medizin im Raum Marburg weitgehend übernehmen will.

 Sie gehen allerdings nicht konkret auf das Protokoll ein, nach dem Aufsichtsratsvorsitzender Eugen Münch durch den "rigorosen Ausbau" von Polikliniken und MVZ die Arbeit der niedergelassenen Mediziner ersetzen will.

Stattdessen verweisen sie auf die Probleme, denen sich die Region in den kommenden 25 Jahren stellen muss - Bevölkerungsschwund, alternde Gesellschaft sowie zunehmende chronische und schwere Erkrankungen. "Zur Bewältigung dieser Herausforderungen bedarf es neuer Wege und Lösungsansätze", schreiben sie.

Daher sähen sie sich in der Pflicht, zusammen mit den niedergelassenen Ärzten in Marburg-Biedenkopf, Schwalm-Eder und Waldeck-Frankenberg die künftige medizinische Versorgung anzupacken.

"Sektorengrenze darf keine Grenze in Köpfen sein"

So werde es in Zukunft weniger Haus- und Facharztpraxen in der Region geben, da viele Ärzte keine Nachfolger mehr finden.

"Die Sektorengrenze zwischen ambulant und stationär darf keine Grenze in unseren Köpfen sein, wenn wir auch für 2025 das Wohl des Patienten ins Zentrum unseres Handelns stellen", heißt es weiter. Dies könne nur mit gemeinsam entwickelten Konzepten gelingen.

Als Beispiel nennen sie den jüngst geschlossenen Vertrag zwischen dem Uniklinikum und der Ärztegenossenschaft Prima zur besseren ambulant-klinischen Versorgung von Menschen mit schweren Erkrankungen.

Auch Dr. Hartmut Hesse, Sprecher dieses Zusammenschlusses von 270 Ärzten im Raum Marburg, berichtete von einer bislang "vertrauensvollen Zusammenarbeit" mit den Chefärzten des Klinikums und nannte die Pläne "Allmachtsfantasien" des Aufsichtsratsvorsitzenden Münch.Unterdessen fordert der Klinik-Betriebsrat Aufklärung: "Wir werden jetzt intensiv mit dem Arbeitgeber reden", sagt Gesamtbetriebsratsvorsitzender Klaus Hanschur.

Dabei solle es auch um die Frage gehen, wie dem Standort Marburg - dort werden seit 2014 rote Zahlen geschrieben - geholfen werden könne. (coo)

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