Kommentar – Demenz
Nichts geht ohne Angehörige
Das waren noch Zeiten, als der damalige Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer unmittelbar vor dem Beginn einer aktuellen Stunde zum Thema Demenz lockeren Schrittes den Plenarsaal des Bundestags in Bonn verließ, weil er Wichtigeres zu tun hatte. Fast 20 Jahre ist das her.
Längst haben Politiker kapiert, dass Demenz eine der zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft ist. Inzwischen sind Gesetze gemacht, verbessert und erweitert worden – und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht.
Die Politik gibt Strukturen vor, doch ohne kreative Versorgungskonzepte an der Basis wird sich nicht viel bewegen. Wenn der Vater dement wird, kümmern sich Ehefrau und Kinder in enger Abstimmung mit dem Hausarzt, wissen um gesetzliche Hilfen, steuern die Versorgung.
So sollte es funktionieren. Und es gibt Konzepte, die optimistisch stimmen. In Niedersachsen etwa wird das Projekt "Frühe Informationen und Hilfen bei Demenz" landesweit ausgeweitet.
Im Kern setzt dieses Modell auf eine Einsicht, die einst schon bei der besagten Stunde im Bundestag 1997 zu hören war: Ohne professionelle Unterstützung pflegender Angehöriger ist eine auch nur halbwegs funktionierende Versorgung von Demenzpatienten zum Scheitern verurteilt.