Niedersachsen

Rheumapatienten sollen schneller behandelt werden

Im Versorgungsprojekt "Rheuma VOR" soll die Zeitspanne zwischen Neuerkrankung und Behandlungsstart verkürzt werden. Möglich machen soll dies die bessere Kooperation der beteiligten Ärzte.

Veröffentlicht:

HANNOVER. Mit dem niedersächsischen Projekt "Rheuma VOR" wollen die Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), die KV Niedersachsen und die niedergelassenen Haus- und Fachärzte im Land Rheumapatienten in Zukunft schneller erkennen und besser behandeln.

Um die Zeitspanne zwischen Neuerkrankung und dem ersten Besuch beim Facharzt zu verkürzen, wird die Zusammenarbeit von Hausärzten, niedergelassenen Rheumatologen, dem Rheumazentrum Niedersachsen und der MHH verbessert.

Den Hausärzten kommt eine besondere Bedeutung zu, hieß es. "Mit Hilfe von Früh-Screeningbögen können die Allgemeinmediziner Patienten mit charakteristischen rheumatischen Beschwerden wie Gelenkschmerzen oder -schwellungen erfassen", sagte Mathias Burmeister, Geschäftsführer des niedersächsischen Hausärzteverbandes.

Anders als bisher melden die Hausärzte die Verdachtsfälle nun einer eigens eingerichteten Koordinierungsstelle im Rheumazentrum Niedersachsen. Sie überprüft die Eingangskriterien fachärztlich. "Die überweisenden Hausärzte sind bei Rückfragen auch über Tele-Rheuma-Konferenzen erreichbar", erläutert Burmeister. Verläuft die Überprüfung positiv, vermittelt die Koordinierungsstelle rasch einen wohnortnahen Termin in einer rheumatologischen Schwerpunktpraxis.

Mehr als 160.000 Menschen leiden in Niedersachsen an einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung. Jedes Jahr kommen 10.000 bis 15.000 Patienten neu dazu, sagt Professor Dr. Reinhold E. Schmidt, Direktor der MHH-Klinik für Immunologie und Rheumatologie und Vorstandsvorsitzender des Rheumazentrums.

Zwischen Verdachtsdiagnose und der ersten Untersuchung beim Rheumatologen vergehen derzeit acht bis zwölf Monate, so Schmidt. "Optimal wäre es, wenn maximal zwei bis vier Wochen vergingen. Denn das Zeitfenster, in dem Neuerkrankte zumeist ohne bleibende Schäden behandelt werden können, schließt sich nach drei Monaten." Das niedersachsen-weite Projekt wird von einem Schulungsprogramm begleitet. So wird ein Rheuma-Bus mit der Möglichkeit eines Früh-Screenings durch das Land touren, erstmals soll der Bus vom 6. bis 9. Juni 2017 unterwegs sein.

Das Projekt wird mit 1,3 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds finanziert. Geworben wurde im Förderantrag auch damit, die Erkenntnisse ließen sich "besonders gut auf andere Krankheitsbilder mit zeitlich kritischen Verläufen und Versorgungsengpässen übertragen", etwa in der Neurologie oder Psychiatrie. (cben)

Mehr zum Thema

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System