Tumorboards

Sollen Patienten beteiligt werden?

Wissenschaftler wollen herausfinden, ob das Einbeziehen von Patienten in Tumorboards sinnvoll ist.

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Tumorboards: Wie sinnvoll ist die Beteiligung von Patienten?

Tumorboards: Wie sinnvoll ist die Beteiligung von Patienten?

© Werner Harrer

KÖLN. Versorgungsforscher aus Köln und Bonn nehmen Nutzen und Risiken einer Beteiligung von Patienten an interdisziplinären Tumorboards unter die Lupe. Sie vergleichen die Konferenzen in Brustkrebszentren, bei denen Ärzte bei der Besprechung von Diagnose und Therapie unter sich bleiben, mit denen, die Patientinnen einbeziehen.

In das Projekt "Patient involvement in multidisciplinary tumor conferences in breast cancer care" (PINTU) werden sechs nordrhein-westfälische Brustzentren einbezogen, von denen drei auf die regelmäßige Beteiligung der Frauen setzen.

PINTU läuft über drei Jahre und wird mit rund 247 000 Euro von der Deutschen Krebshilfe gefördert. Beteiligt sind die Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Bonn und das Institut für Medizinsoziologie, Versorgungswissenschaft und Rehabilitationswissenschaft der Uniklinik Köln (IMVR).

Das IMVR befragt jährlich Patientinnen, die in einem zertifizierten nordrhein-westfälischen Zentrum operiert wurden. Dabei hat sich gezeigt, dass einzelne Zentren die Frauen an den Tumorboards beteiligen, berichtet Juniorprofessorin Dr. Lena Ansmann vom IMVR. Sie leitet das Projekt gemeinsam mit Professor Nicole Ernstmann von der Bonner Forschungsstelle.

Weitere Forschung nötig

Wie die Beteiligung der Patientinnen die Abläufe in den Tumorboards beeinflusst und in welchem Verhältnis Chancen und Risiken eines solchen Vorgehens stehen, ist noch nicht ausreichend erforscht. Der stärkeren Orientierung an den Bedürfnissen der Frauen könnten ihre Verunsicherung, die Gefahr von Missverständnissen und ein höherer zeitlicher und administrativer Aufwand entgegenstehen.

Was die Sicht der Patientinnen anbelangt, hat die Auswertung der Befragung nach Angaben von Ansmann eine grobe Tendenz erkennen lassen: "Die Frauen sehen das recht positiv."

Mit PINTU wollen die Forscher belastbare Ergebnisse erhalten, um feststellen zu können, ob die Beteiligung der Patientinnen ein empfehlenswertes Modell ist. "Wir sind völlig ergebnisoffen", betont sie.

Für das Projekt wollen die Versorgungsforscher insgesamt 18 Tumorboards mit Videokameras aufzeichnen, je zur Hälfte mit und ohne Beteiligung der Patientinnen. "Wir intervenieren nicht, wir beobachten nur", sagt Ansmann. Man müsse sehen, wie gut die Akzeptanz der Kamerabegleitung ist.

Die Analyse der Filmaufnahmen soll ergänzt werden durch die Befragung von mindestens 90 Brustkrebserkrankten unmittelbar vor, direkt nach und vier Wochen nach der Tumorkonferenz. Von der Befragung erhoffen sich die Wissenschaftler nicht nur Erkenntnisse über die Folgen der Patientenbeteiligung, sondern auch über die emotionale Belastung der Frauen und ihre individuelle Gesundheitskompetenz. (iss)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Patienten bei Tumorboards: Ein sinnvoller Versuch

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