Gesundheitsfragen

Ärzte sind die ersten Ansprechpartner

Was das Gesundheitswissen angeht, gibt es in Deutschland noch Luft nach oben. Große Hoffnung liegt hier auf den Ärzten, denn sie bleiben die wichtigsten Ansprechpartner in Gesundheitsfragen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Manche Patienten haben Probleme, ihren Arzt zu verstehen. Daher sollen auch Ärzte in Gesprächskompetenz geschult werden.

Manche Patienten haben Probleme, ihren Arzt zu verstehen. Daher sollen auch Ärzte in Gesprächskompetenz geschult werden.

© forestpath/stock.adobe.com

BERLIN.Um das Gesundheitswissen ist es in Deutschland schlecht bestellt. Mehr als die Hälfte der Menschen hat Probleme, einen Arzt zu verstehen. Die Zahlen aus einer Bevölkerungsbefragung der Universität Bielefeld sind seit Anfang des Jahres bekannt. Inzwischen haben Regierung und Ärzteschaft das Thema auf die Agenda gesetzt. Am Mittwoch haben Politiker und Fachleute in der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in Berlin über Strategien diskutiert, mehr Gesundheitswissen unter die Leute zu bringen.

Haus- und Fachärzte sind nach wie vor die ersten Ansprechpartner der Menschen, wenn es um Gesundheitsfragen geht, sagte Professorin Doris Schaeffer von der Universität Bielefeld bei der Veranstaltung in Berlin. Zur Einschätzung, wie die ärztliche Aufklärung bei den Patienten ankommt, gibt es allerdings sich widersprechende Informationen. Laut der Bielefelder Untersuchung haben 54,3 Prozent der rund 2000 Befragten "große Schwierigkeiten damit, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, verstehen, einordnen und nutzen zu können". Betroffen seien also nicht nur bildungsferne Schichten und Migranten. Die Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ist zu anderen Ergebnissen gekommen. 92 Prozent der Befragten haben demnach aufgrund der Ausführungen ihres Arztes besser verstanden, was für eine Erkrankung sie haben und was das Problem dabei ist.

Regierung und Akteure aus dem Gesundheitswesen und dem Verbraucherschutz haben gleichwohl reagiert. Im Juni wurde die "Allianz für Gesundheitskompetenz" aus der Taufe gehoben. Harte Maßnahmen gegen die grassierende Gesundheitsignoranz sind bislang aber noch nicht sichtbar.

Einem Schulfach Gesundheit erteilte Gesundheitsstaatssekretär Lutz Stroppe am Mittwoch eine Absage. "Ein Schulfach Gesundheit hilft nicht weiter", erklärte Stroppe. Grundlage der Gesundheitsinformation solle vielmehr die Präventionsarbeit der Krankenkassen in Kitas, Schulen und Betrieben sein.

Mit einem Nationalen Gesundheitsportal will die Regierung künftig mit gesichertem und verständlich aufbereitetem Gesundheitswissen in Konkurrenz zum Angebot an Gesundheitsinformationen im Internet treten. Ganz wichtig sei auch die künftig geplante Vermittlung ärztlicher Gesprächskompetenz im Medizinstudium, sagte Stroppe.

Auch die KBV plane ein Gesundheitsportal, kündigte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen an. Hier solle der ärztliche Blickwinkel überwiegen.

Gesundheitswissen hat auch eine ökonomische Bedeutung. Legt man Daten aus Österreich zugrunde, kommt mangelnde Gesundheitskompetenz die Gesellschaft teuer zu stehen. Drei bis fünf Prozent der Behandlungskosten ließen sich bei einer Ertüchtigung der Bevölkerung in Gesundheitsfragen einsparen, berichtete eine Vertreterin des österreichischen Gesundheitsministeriums. In Deutschland wären das bis über zehn Milliarden Euro im Jahr.

Am 18. Februar 2018 will die Universität Bielefeld gemeinsam mit dem AOK-Bundesverband und der Robert Bosch-Stiftung einen Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz vorstellen.

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