Studie

Mehr Arbeitslosigkeit, mehr Notarzt-Einsätze

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KÖLN. Was in vielen Notarztwagen tägliche Erfahrung ist, ist jetzt durch eine wissenschaftliche Studie untermauert worden. Das Beispiel der Stadt Bochum zeigt, dass es überdurchschnittlich viele Notarzteinsätze in Gegenden mit einer hohen Arbeitslosigkeit gibt. Für die Studie hatten Forscher der Ruhr-Universität Bochum und des Robert Koch-Instituts die Notarzteinsätze in der Ruhrgebietsstadt in den Jahren 2014 und 2015 unter die Lupe genommen.

Die Wissenschaftler haben 12.168 Einsätze in die Auswertung einbezogen, das mediane Alter der Patienten betrug 74 Jahre. Bei 85,1 Prozent der Einsätze erfolgte ein Transport des Patienten in ein Krankenhaus. Die Forscher haben die Bochumer Ortsteile nach der Höhe der Arbeitslosenquote in fünf sozioökonomische Gruppen eingeteilt.

Die Analyse konzentrierte sich auf die Haupterkrankungsgruppen kardiovaskuläre, neurologische und pulmologische Erkrankungen. Auf sie entfielen rund zwei Drittel der Notarzteinsätze.

"Es zeigte sich, dass die notärztliche Einsatzrate in sozial benachteiligten Stadtteilen signifikant höher ist", berichtete Studienleiter Dr. Christoph Hanefeld, Direktor der Inneren Medizin im St. Elisabeth Hospital Bochum.

Der Zusammenhang zwischen der Zahl der Einsätze und der Arbeitslosenquote war in der Studie bei allen drei Haupterkrankungsgruppen signifikant. "Hier wird eine gesamtgesellschaftliche Problematik erkennbar, die bei der Rettungsdienstorganisation konkret berücksichtigt werden sollte", betonte Heinefeld.

Akute Herz-Kreislauf-Erkrankungen seien ein häufiger Grund für Notarzteinsätze, sagte Professor Andreas Mügge, Direktor der Kardiologischen Klinik im Bochumer St. Josef-Hospital. "Es muss unbedingt weiter erforscht werden, warum sie in sozial benachteiligten Gebieten so viel häufiger vorkommen und wie sich dies verbessern lässt." (iss)

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