Versorgungsforschung

Studenten wissen wenig über Kopfschmerzen

Fast zwei Drittel der Studenten leiden unter Kopfschmerzen – der Umgang mit der Krankheit ist wenig professionell, das Chronifizierungspotenzial hoch.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

BERLIN. 1,8 der 2,8 Millionen Studenten in Deutschland leiden unter Kopfschmerzen, 62 Prozent davon unter Migräne und 35,2 Prozent unter Kopfschmerzen vom Spannungstyp.

Drei Prozent haben Kopfschmerz durch sogenannten Medikamentenübergebrauch. Jeden Monat gehen dadurch 2,4 Arbeitstage verloren.

Das sind Ergebnisse einer Umfrage unter Studenten der Humboldt-Universität Berlin, der TU Dresden und der Fachhochschule Kiel. Die aus der Umfrage gewonnenen 2169 Datensätze sind repräsentativ für Studenten in Deutschland.

Die Erhebung gehört zum Pilotprojekt „KopfHoch – Kopfschmerz und Migräne an der Hochschule kompetent vorbeugen“, das von Januar 2016 bis Oktober 2019 läuft und von der Schmerzklinik Kiel, der ZIES GmbH Frankfurt und der Barmer Ersatzkasse getragen wird.

Oft in Eigenregie behandelt

Die Auswertung zeigt nach Auffassung des Kieler Schmerzmediziners Professor Hartmut Göbel, dass viele der von Migräne oder Kopfschmerz Betroffenen nicht wissen, an welcher Art von Erkrankung sie leiden.

Nur 33 Prozent der Studenten mit Migräne und 15 Prozent der Studenten mit Spannungskopfschmerz sind informiert, auf welche Erkrankung ihre Beschwerden zurückzuführen sind.

Für weit mehr als die Hälfte sind Freunde und Verwandte die wichtigste Informationsquelle – empfohlen werden meist rezeptfreie Arzneimittel, überwiegend Ibuprofen.

Folglich werden sowohl Migräne als auch Spannungskopfschmerz zu 88 und 95 Prozent in Eigenregie behandelt, zu einem erheblichen Teil mit steigendem Medikamentengebrauch.

Dementsprechend seien 33,5 Prozent der Betroffenen mit Migräne und 18 Prozent der Studenten mit Spannungskopfschmerz gefährdet, zusätzlich Kopfschmerz durch Medikamentenübergebrauch zu entwickeln.

Kopfschmerz-Selbsttest

Viele Studenten können trotz eines zurückliegenden Arztbesuchs nicht angeben, unter welchem Kopfschmerztyp sie leiden.

Fast 39 Prozent der Migräne- und 15 Prozent der Patienten mit Spannungskopfschmerz geben an, trotz einer Arzt-Konsultation immer mehr Medikamente einzunehmen. Dies deute auf Defizite in der ärztlichen Versorgung hin.

Dem wenig angemessenen Umgang mit dem Leiden soll die Präventionskampagne „KopfHoch“ entgegenwirken: Speziell für die Zielgruppe der Studenten wurden die Broschüre und der Film „headache hurts“ sowie die Website „headache-hurts.de“ entwickelt.

Ferner wurde damit ein Kopfschmerz-Schnelltest bereitgestellt, der eine erste Beurteilung von Kopfschmerzen ermöglicht. Informationsanlässe sind Immatrikulationen und Gesundheitstage an Hochschulen.

Ferner soll die Kopfschmerzprävention in psychosoziale und medizinische Beratungsangebote der Hochschulen integriert werden.

Mehr zum Thema

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System