Heilmittelbericht

Weniger Logopädie & Co. bei Schulanfängern

Die Zahl der Diagnosen steigt, nicht aber die Verordnung von Heilmitteln. Das WIdO sieht darin ein gutes Zeichen.

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BERLIN. Der Anteil der Fünf- bis Siebenjährigen, bei denen eine Entwicklungsstörung diagnostiziert wurde, ist in den vergangenen zehn Jahren von 27,5 auf 34,8 Prozent gestiegen (plus 26,5 Prozent). Das geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Heilmittelbericht 2018 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor.

Diesem Trend ist die Entwicklung der Heilmittelverordnungen nicht gefolgt. Vor zehn Jahren erhielten 15,6 Prozent der Kinder dieser Altersgruppe eine Logopädie oder Ergotherapie, 2017 waren es 16,9 Prozent (+ 8,2 Prozent.

Aus Sicht des WIdO ist das ein Hinweis, „dass Ärzte genau hinschauen, wie sich ein Kind rund um die Einschulung entwickelt und wann es therapeutische Begleitung braucht“. Ob eine gestiegene Rate an dokumentierten Entwicklungsstörungen tatsächlich auf einen sich verschlechternden Entwicklungsstand der Kinder zurückgeht, sei unklar, so das WIdO.

Eine entsprechende Diagnose haben im Vorjahr 41,3 Prozent der Jungen und 27,9 Prozent der Mädchen erhalten. Insgesamt waren 60 Prozent der Heilmittelpatienten bis 14 Jahre Jungen. Bei den Erwachsenen ist das Geschlechterverhältnis umgekehrt. Hier waren rund 61 Prozent der Versicherten weiblich, die eine entsprechende Leistung verordnet bekamen.

Insgesamt sind im Vorjahr für AOK-Versicherte 15,6 Millionen Heilmittelleistungen erbracht worden, was Ausgaben von 2,43 Milliarden Euro nach sich gezogen hat. Davon entfielen allein 1,7 Milliarden Euro auf die Physiotherapie (71,4 Prozent).

Die deutlich kleineren Segmente beim Umsatz bilden die Ergotherapie (15,1 Prozent) und die Logopädie (12,9 Prozent). Der Anteil der Podologie am Heilmittelumsatz beläuft sich im Vorjahr auf 2,9 Prozent. Die jährlichen Gesamtkosten für Heilmittel je Patient haben sich auf 482 Euro addiert. Die Zahl der Heilmittelbehandlungen je nach KV-Bezirk variierte im Vorjahr stark. In Hessen und Westfalen-Lippe liegt die Rate bei 3,2 Behandlungen, in Sachsen sind es 6,3. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei knapp 4,2.

Erwartungsgemäß sind Kinder- und Jugendärzte bei der Verordnung von Logopädie mit 43 Prozent die dominierte Fachgruppe. Der Anteil der Allgemeinärzte beträgt hier 18,4 Prozent, der der HNO-Ärzte 14,0 Prozent.

Bei der Ergotherapie zeichnen Allgemeinärzte für 31,5 Prozent der verordneten Leistungen verantwortlich. Pädiater verordneten ein Fünftel dieser Leistungen. Bei der Gruppe der Psychiater, ärztlichen Psychotherapeuten und Nervenärzte sind es 19,6 Prozent. (fst)

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