Bayern

Wie gehen Demenzkranke mit Schmerz um?

Schmerzen bleiben bei Demenzpatienten oft unerkannt. Forscher wollen das nun ändern.

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MÜNCHEN. Bayerns Gesundheitsministerium fördert das Forschungsprojekt „Schmerz und Alltagspraxis bei Menschen mit Demenz“ der Universität Bamberg.

Nach Angaben des Ministeriums soll durch das Projekt erfasst werden, wie die eingeschränkte Alltagspraxis von Menschen mit Demenz durch Schmerzen noch weiter beeinträchtigt wird – und was dagegen getan werden kann. Da Demenzkranke oft nicht mehr in der Lage seien, über ihre Schmerzen zu berichten, würden bei diesen Patienten Schmerzen häufig auch nicht mehr ausreichend erkannt.

Das könne schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben.

Federführend betreut wird das Projekt von Stefan Lautenbacher, Professor für Physiologische Psychologie an der Universität Bamberg. Die 80 Studienteilnehmer sind älter als 70 Jahre.

Untersucht werden sollen jeweils 40 kognitiv gesunde Personen und Menschen mit vaskulärer Demenz, wobei 50 Prozent der Probanden aus jeder Gruppe chronische Schmerzpatienten sein sollen. Für die Studie soll laut Gesundheitsministerium ein sogenanntes „Living Lab“ eingerichtet werden.

Dieses Reallabor mit Wohn-, Schlaf- und Küchenbereich werde mit zahlreichen Sensoren ausgestattet, die über Mimik (Videosystem), Stimme (Audiosystem), Bewegungen und vegetative Parameter (Herzrate, Blutdruck) Schmerz erfassen könnten.

Die Ergebnisse der Studie, die vom Gesundheitsministerium mit rund 143.000 Euro gefördert wird, sollen unter anderem Ärzte und Psychologen, Pflegekräfte und pflegende Angehörige erreichen.

An dem Projekt wirken unter anderem das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen, das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD in Darmstadt, das Institute of Design and Communication der University of Southern Denmark sowie das Zentrum für Altersmedizin der Sozialstiftung Bamberg mit.

Nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministeriums leben in dem Freistaat derzeit mehr als 240.000 Menschen mit Demenz. Aufgrund der demografischen Entwicklung sei zu erwarten, dass die Zahl der Demenzkranken bis zum Jahr 2030 auf 300.000 ansteigt.

Bereits im Jahr 2013 hat die Staatsregierung eine ressortübergreifende Demenzstrategie beschlossen. Deren Leitziele lauten, den Bewusstseinswandel für das Thema Demenz voranzubringen sowie die Selbstbestimmung und Würde der Betroffenen zu bewahren. (sct)

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