Zi-Innovationspreis

Speed-Dating mit dem KBV-Chef

16 Projekte haben in vier Kategorien um den Zi-Innovationspreis konkurriert, der die ambulante Versorgung auf dem Land verbessern soll. Für ihre Präsentation hatten sie drei Minuten Zeit. Die "Ärzte Zeitung" stellt die Gewinner vor.

Von Jonas Tauber Veröffentlicht:
Glühbirne mit gehirnförmigem Glühfaden: Der Zi-Innovationspreis sucht nach cleveren Ideen im Gesundheitsbereich.

Glühbirne mit gehirnförmigem Glühfaden: Der Zi-Innovationspreis sucht nach cleveren Ideen im Gesundheitsbereich.

© eyegelb / Getty Images / iStock

Weil es im hessischen Cornberg keine Arztpraxis mehr gibt, kommt der Hausarzt seit Juli 2018 mit der Praxis auf Rädern in die Gemeinde. Jeden Mittwoch zwischen 8.30 Uhr und 12.00 Uhr macht der 12,70 Meter lange, umgebaute Linienbus in Cornberg Station. An Bord: Dr. Matthias Roth und ein bis zwei Medizinische Fachangestellte. Außerdem: ein Behandlungszimmer und ein Labor.

Patienten brauchen keinen Termin, gesetzlich Versicherte sind im „Medibus“ genauso willkommen wie Privatpatienten. Neben Cornberg steuert die fahrende Praxis Woche für Woche fünf weitere Gemeinden in Hessen an. Wo Ärzte vor Ort praktizieren, dient der Bus ihrer Entlastung.

Präsentation im Schnelldurchlauf

Mit dem Angebot in Kooperation mit der Deutschen Bahn hat die KV Hessen auf den Ärztemangel auf dem Land reagiert – und ist dafür am Mittwoch in Berlin ausgezeichnet worden. Für den Medibus hat die KV den Innovationspreis des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) „ausgezeichnete Gesundheit 2019“ im Bereich „Versorgung mit Sicherheit“ erhalten.

„Wo die Versorgung immer mehr ausdünnt, kann eine mobile Einheit wie der Medibus die Lösung sein“, sagte Hessens KV-Vorstandsvize Dr. Eckhard Starke. Das Projekt fand die Zustimmung von knapp 32 Prozent der anwesenden Gäste aus Politik Forschung und Ärzteschaft und hatte damit die Nase vorn vor drei anderen Kandidaten.

Insgesamt 16 Exzellenzprojekte der ambulanten Versorgung wetteiferten in den vier Kategorien Digitalisierung, Vernetzung, Nachwuchsförderung und Sicherstellung um die Gunst der 300 geladenen Teilnehmer, unter ihnen der Vorstandschef der KBV Dr. Andreas Gassen, der parlamentarische Staatssekretär aus dem Gesundheitsministerium Dr. Thomas Gebhart und die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Sabine Dittmar.

Die Projekte wurden im Schnelldurchlauf präsentiert, die Verantwortlichen hatten dafür je drei Minuten Zeit. Dann waren die Gäste aufgerufen, per Knopfdruck ihren Favoriten unter den vier Kandidaten pro Rubrik zu bestimmen.

Suche nach neuen Lösungen

Hintergrund der Preisverleihung sind die vielfältigen Herausforderungen in der ambulanten Versorgung . Während auf dem Land zunehmend Ärzte fehlen, sind die Behandlungszimmer in den Städten überlaufen. Viele Patienten suchen deshalb Hilfe in der Notaufnahme von Krankenhäusern, die sich überbeansprucht fühlen. Entsprechend hoch ist der Bedarf nach innovativen Ansätzen.

In der Kategorie „Versorgung digital“ fiel die Wahl auf das Telemedizinprojekt DocDirekt der KV Baden-Württemberg. Patienten können sich per Telefon und Videotelefonie mit einem der 40 teilnehmenden Ärzte verbinden und medizinischen Rat einholen.

Mit der Behandlung aus der Ferne erspare man den Menschen lange Wartezeiten, sagte KV-Vize Dr. Johannes Fechner in Berlin. „Die Patienten können sich den Arzt ins Wohnzimmer holen, und zwar mit einem einzigen Mausklick“, warb er. Für die KV spricht nach seiner Ansicht, dass sie keine Gewinnabsicht hat. „Die Daten sind bei uns sicher.“

Die Auszeichnung im Bereich „Versorgung vernetzt“ hat das Praxisnetz Herzogtum Lauenburg für seine intersektorale Wundversorgung von Patienten an der Schnittstelle zwischen Hausarzt, Facharzt und Kliniken erhalten. „Fünf netzeigene Wundexpertinnen versorgen Patienten mit chronischen und sekundär heilenden Wunden“, erklärte Christina Möllmann vom Praxisnetz. Mit einem Stimmenanteil von knapp 42 Prozent schnitt das Projekt in der Kategorie am besten ab.

Preis für Nachwuchsförderung

Der Preis für das beste Projekt im Bereich Nachwuchsförderung ging an die Stadt Osterburg in Sachsen-Anhalt für ihr medizinisches Stipendium. Es richtet sich an Schüler des städtischen Gymnasiums, die sich für ein Medizinstudium entscheiden und sich zur Niederlassung in Osterburg verpflichten.

Damit reagiere die Stadt auf das hohe Durchschnittsalter der Ärzte vor Ort, sagte Bürgermeister Nico Schulz bei der Entgegennahme des Preises. „So sind wir aktiv geworden und haben ein Programm entwickelt, mit dem wir Ärzte anwerben wollen.“ Neben dem Stipendium in Höhe von 700 Euro monatlich hat Osterburg weitere Maßnahmen zur Nachwuchsförderung aufgelegt, darunter kostenlosen Wohnraum für Medizinstudenten.

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