Mit molekularer Medizin

Gemeinsam erfolgreicher gegen Lungenkrebs

Ein Zusammenschluss der onkologischen Spitzenmedizin treibt den Fortschritt bei der Therapie des Lungenkrebses voran. Die molekulare Medizin bietet Lungenkrebs-Patienten die Chance auf höhere Überlebensraten, betont das "nationale Netzwerk Genomische Medizin Lungenkrebs".

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Eine auf die jeweilige Mutation des Krebses zugeschnittenen Therapie kann die mediale Überlebensraten erhöhen.

Eine auf die jeweilige Mutation des Krebses zugeschnittenen Therapie kann die mediale Überlebensraten erhöhen.

© catalin / stock.adobe.com

BERLIN. Die molekulare Diagnostik und dadurch verbesserte Therapie erhöhen die Überlebensraten- und -zeiten von Menschen mit Lungenkrebs. Darauf haben Vertreter der Deutschen Krebshilfe am Montag in Berlin hingewiesen.

„Das nationale Netzwerk Genomische Medizin Lungenkrebs kann bereits jedem dritten Betroffenen eine neue, maßgeschneiderte Therapie anbieten“, sagte der Sprecher des Netzwerks Professor Jürgen Wolf, ärztlicher Leiter des Centrums für Integrierte Onkologie in Köln. Die Krebshilfe fördert das Projekt aus Spenden.

Das Kölner Zentrum hat den Behandlungspfad ins Leben gerufen, auf dem Patienten baldmöglichst bundesweit flächendeckend betreut werden sollen. Derzeit werden rund 10.000 Lungenkrebspatienten im Jahr erreicht, Ziel seien 30.000 sagte Wolf.

Das Netzwerk ist seit gut einem Jahr aktiv. Etwa 380 regionale Partner und 15 onkologische Spitzenzentren in Deutschland nehmen teil. Beteiligt seien auch die niedergelassenen Onkologen und Facharztpraxen, sagte Wolf.

Ziel: Auf alle Tumorarten ausdehnen

Die AOKen und die Ersatzkassen hätten bereits angekündigt, mit allen Zentren Versorgungsverträge nach dem Vorbild des Kölner Vertrages abzuschließen oder dies bereits getan.

Die Kosten für die Diagnostik beliefen sich auf zwischen 1500 und 2000 Euro, so Wolf. Die Therapiekosten lägen im ersten Jahr nach Markteintritt neuer onkologischer Wirkstoffe meist jenseits von 100.000 Euro.

Perspektivisch soll die molekulare Diagnostik und Therapie auf alle Tumorarten ausgedehnt werden. Der Start mit Lungenkrebs sei darin begründet, dass hier die Überlebensraten im Vergleich mit der Standard-Chemotherapie am höchsten sei, sagte Wolf. Das erkläre auch besondere das Engagement der Kassen an dieser Stelle.

Der nicht-kleinzellige Lungenkrebs (NSCLC) ist nach wie vor die häufigste Todesursache bei Menschen mit der Diagnose Krebs. Durchschnittlich überleben die Patienten nach der Diagnose ein Jahr. Das gilt, wenn sie konservativ mit Chemotherapie behandelt werden (siehe nachfolgende Grafik).

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Unter den Bedingungen der molekularen Medizin, das heißt einer auf die jeweilige Mutation des Krebses zugeschnittenen Therapie, habe sich das mediane Überleben auf fünf Jahre erhöht. Hochgerechnet gingen 10.000 bis 15.000 Patientenjahre verloren, weil keine Testung auf eine Tumormutation erfolge, sagte Wolf.

Rund 500.000 Menschen erkrankten jedes Jahr neu an Krebs, berichtete der Präsident der Deutschen Krebshilfe, Fritz Pleitgen, bei der Vorstellung des Jahresberichts. Etwa 40 Prozent dieser Erkrankungen ließen sich durch Prävention verhindern. Rund 50.000 neue Lungenkrebs-Fälle treten jedes Jahr in Deutschland auf (siehe nachfolgende Grafik)

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Die Deutsche Krebshilfe will mit 25 Millionen Euro in eine Kooperation mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum auf dem Feld der Krebspräventionsforschung einsteigen.

Dazu soll auf dessen Campus in Heidelberg ein Präventionszentrum eingerichtet werden. Ziel sei, die Prävention besser zu strukturieren.

„Das sind bisher alles Einzelmaßnahmen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Krebshilfe Gerd Nettekoven. Besonderes Augenmerk solle auf Verhältnisprävention gelegt werden. Ein Plan ist, dazu Modelle zu entwickeln, mit denen die Politik arbeiten könne.

Wir haben den Beitrag aktualisiert am 08.07.2019 um 16:38 Uhr.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Fingerzeig der Onkologen

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