Infektionsbericht

Mehr Grippe und seltener Masern in NRW

35.000 Influenza-Fälle und 265 Masernfälle hat Nordrhein-Westfalen letztes Jahr gemeldet. Woran liegt der starke Anstieg an Grippefällen?

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Letzte Impfung zu lange her? In über 35000 Fällen wurde in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr ein Influenza-Fall gemeldet.

Letzte Impfung zu lange her? In über 35000 Fällen wurde in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr ein Influenza-Fall gemeldet.

© Jan Woitas / dpa

KÖLN. Wegen der Grippesaison 2017/2018 hat in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr die Zahl der meldepflichtigen Infektionen deutlich zugenommen. Während dem Landeszentrum Gesundheit NRW in Bochum 2016 rund 71.000 namentlich meldepflichtige Krankheiten und Erregernachweise übermittelt wurden und 2017 rund 76.000, waren es 2018 fast 97.000 Fälle.

„Die im Vergleich zu den Vorjahren deutlich erhöhten Fallzahlen sind zum Großteil auf die sehr starke Influenza-Saison 2017/2018 zurückzuführen, in der mit mehr als 35.000 Fällen die meisten Meldefälle seit Einführung der Meldepflicht übermittelt wurden“, heißt es im Infektionsbericht 2018 des Landeszentrums. Stichtag für die Erfassung der Meldungen ist jeweils der 1. März.

Die Influenza war im Vorjahr die am häufigsten übermittelte Erkrankung. Zu den Top 10 in dem Bericht gehören auch die viralen und bakteriellen gastrointestinalen Infektionen, Windpocken und Keuchhusten, Tuberkulose, Hepatitis C sowie Nachweise von Enterobacteriaceae und Kolonisationen. „Die Nachweise von MRSA in Blut und Liquor waren in 2018 wie in den Vorjahren weiterhin rückläufig und beliefen sich auf 793 Fälle, ein Rückgang von circa 15 Prozent gegenüber 2017“, berichtet das Zentrum.

2650 Fälle in NRW

In Nordrhein-Westfalen wurden 2018 rund 2650 Fälle von Neudiagnosen von HIV-, Syphilis-, Malaria- und Echinokokken-Erkrankungen, die der nichtnamentlichen Meldepflicht unterliegen, an das Robert Koch-Institut übermittelt. Ein Jahr zuvor hatte der Bericht 2000 Fälle ausgewiesen, dabei waren HIV-Infektionen aber nicht erfasst worden. Während 2018 die Syphilis-Neudiagnosen mit 1787 Fällen relativ konstant blieben, gab es bei HIV-Erstdiagnosen einen Rückgang von 700 auf 610. Bei beiden Infektionen liegt NRW leicht über dem Mittelwert aller Bundesländer.

Eine Elimination der Masern in NRW ist auch weiter nicht zu erwarten.

Aus dem Infektionsbericht 2018 des Landeszentrums Gesundheit NRW

Aus NRW wurden im Vorjahr 265 Masernfälle übermittelt, von denen 211 die vom Robert Koch-Institut vorgegebene Referenzdefinition erfüllten. Das waren deutlich weniger als die 552 (520) im Jahr zuvor. 2018 kamen allein 107 Meldungen aus Köln. Von den 211 Erkrankten des Jahres 2018 mit erfüllter Referenzdefinition waren 105 zwischen 20 und 49 Jahren alt. Mindestens 139 Betroffene waren ungeimpft. Nicht bei allen Patienten lagen dem Zentrum Angaben zum Impfstatus vor.

Die Masern-Inzidenz sank in Nordrhein-Westfalen von 2,9 je 100.000 Einwohner auf 1,2. Die Zielvorgabe der WHO, die Masern bis 2015 zu eliminieren, also unter eine Inzidenz von 0,1 zu bringen, wurde dennoch deutlich verfehlt. „Eine Elimination der Masern in NRW ist daher auch weiter nicht zu erwarten“, heißt es in dem Bericht.

Bei Röteln sieht das ganz anders aus. Dem Landeszentrum für Gesundheit wurden im vergangenen Jahr acht Röteln-Fälle übermittelt (2017: sechs). „Dies entspricht einer Inzidenz von 0,04 Meldungen pro 100.000 Einwohner, womit die Maßgaben der WHO in Bezug auf die Fallzahlen wie in den Vorjahren erfüllt wurden.“

Mehr zum Thema

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System