Kommentar zur Warteschleife
Übers Ziel hinaus geschossen
Sie meinten die Krankenkassen, aber sie trafen die Patienten. In einem Aushang haben Düsseldorfer Urologen in rüdem Ton skizziert, was Kassenpraxis angesichts der heutigen Honorare bedeutet: weniger Service und Komfort, längere Warte- und kürzere Behandlungszeiten.
Außerdem sollen die Patienten künftig kommentarlos hinnehmen, was der Arzt sagt, Diskussionen seien nicht vorgesehen, heißt es.
Anders sieht die Welt aus, wenn die Patienten bereit sind, IGeL in Anspruch zu nehmen oder mit der Kasse das Kostenerstattungsprinzip zu vereinbaren.
Haben die Ärzte auch nur einen Moment darüber nachgedacht, wie sich ein gesetzlich Versicherter fühlt, wenn er so etwas liest?
Das Schreiben macht ihn zum lästigen Bittsteller, zum Almosenempfänger. Ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis, das die Ärzteschaft zu Recht gegenüber Politik und Krankenkassen als hohes Gut preist, sieht anders aus.
Ein solcher Umgang mit Patienten ist unangemessen und stillos. Er ist aber auch unlogisch.
Wenn die Ärzte der Praxis wirklich überzeugt sind, dass Kassenpatienten sie nur Geld kosten und ihnen die Zeit stehlen, dann gibt es eine Alternative: Sie könnten eine reine Privatpraxis aufmachen. Dass sie das nicht tun, spricht für sich.
Lesen Sie dazu auch den Bericht: Zweite Klasse: Warteschleife für Kassenpatienten