RLV-Fallwerte

Geht der Abwärtstrend weiter?

Auch im vierten Quartal gibt es ein Minus bei den Hausarzt-Fallwerten. Betroffen sind allerdings nur die Mehrzahl der KVen, die noch eine alte Honorarsystematik haben. Ganz anders sieht das Bild bei den KVen mit abgewandelten RLV aus.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:
In mancher KV zeichnet sich beim RLV-Fallwert schon wieder ein Trend nach unten ab. Mehr als vier Prozent Minus gibt es aber nicht.

In mancher KV zeichnet sich beim RLV-Fallwert schon wieder ein Trend nach unten ab. Mehr als vier Prozent Minus gibt es aber nicht.

© P. Atkins / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Auch im vierten Quartal laufen die Regelleistungsvolumina (RLV) in vielen KVen ohne große Änderungen an ihrer Systematik weiter.

Genauer sind es elf KVen, die an den alten RLV festhalten. Dabei verzeichnen sechs von ihnen ein Minus bei den Hausarztfallwerten - auch wenn dieses zum Teil nur Centbeträge ausmacht.

Die KVen mit neuer oder stark abgewandelter Honorarsystematik scheinen hingegen ihre Fallwerte konstant halten oder gar aufwerten zu können.

Besonders interessant ist, dass die KV Westfalen-Lippe, die ja nur Orientierungswerte für die Ärzte vorgibt und nach den individuellen Fallzahlen des jeweiligen Quartals honoriert, die Orientierungswerte für die Hausärzte im vierten Quartal anheben konnte (siehe Kasten).

Und: Die KVen mit neuer Systematik behalten diese erst einmal unverändert im vierten Quartal bei - das macht Sinn, wenn die KVen feststellen wollen, wie ihre neuen Systeme wirken.

Vier KVen mit alten RLV knacken die 40-Euro-Marke

Von den KVen mit alter RLV-Systematik schaffen es dieses Quartal vier, die 40-Euro-Marke bei den Hausarzt-Fallwerten zu knacken.

Schleswig-Holstein: Der Fallwert der Hausärzte sinkt weiter. Nachdem er bereits im dritten Quartal um rund fünf Prozent von 38,58 Euro (2/2012) auf 36,61 Euro fiel, geht es im vierten Quartal noch einmal um über drei Prozent nach unten auf nun 35,42 Euro.

Damit liegt der RLV-Fallwert wieder sehr nahe an dem aus dem ersten Quartal, als er 35,54 Euro betrug.

Die durchschnittliche Fallzahl wird in diesem Quartal nur minimal angehoben von 803,4 (3/2012) auf nun 809,7. Dabei zieht die KV Schleswig-Holstein seit dem dritten Quartal als Berechnungsgrundlage für die RLV nicht mehr das Jahr 2008, sondern das Vorjahresquartal heran.

Bremen: Der Aufwärtstrend der vorangegangenen zwei Quartale wird unterbrochen. Stieg der Fallwert im zweiten Quartal noch von 33,92 Euro (1/2012) auf 36,73 Euro (Fallzahl: 752) und dann im dritten Quartal auf 37,31 Euro (Fallzahl: 764), rutscht er nun um rund 3,75 Prozent ab.

Genauer liegt der RLV-Fallwert in 4/2012 bei 35,95 Euro (Fallzahl: 789). Auch die Ärzte in Bremerhaven bekommen nur noch die 35,95 Euro, ihre durchschnittliche Fallzahl wurde aber mit 1042 angesetzt.

Hamburg: Es bleibt auch im vierten Quartal dabei - betrachtet man die reinen RLV-Fallwerte, ist Hamburg bei den Hausärzten das Schlusslicht. Zwar müssen die Hausärzte in diesem Quartal nur ein minimales Minus von zwei Cent hinnehmen, dennoch geht es mit dem Fallwert weiter bergab.

31,94 Euro (Fallzahl: 754) beträgt er dieses Quartal. Bereits im Vorquartal sank er von 33,10 Euro (2/2012) auf 31,96 Euro (Fallzahl: 716).

Niedersachsen: Eine leichte Delle gibt es auch beim Hausarzt-Fallwert in Niedersachsen. Trotzdem bleibt der Fallwert weiter über der 40-Euro-Marke, die in 2/2012 (43,61 Euro) geknackt wurde.

Das Minus im Vergleich zum dritten Quartal (43,978 Euro) beträgt rund 3,5 Prozent, dadurch sinkt der Fallwert auf 42,457 Euro. Die Fallzahl legt dafür weiter zu: von 917,88 in 3/2012 auf jetzt 933.

Nordrhein: Es gibt wieder ein leichtes Plus für Nordrheins Ärzte. Der Fallwert wird von 36,19 Euro im dritten Quartal auf nun 36,93 Euro angehoben. Dabei ging es im Vorquartal noch um über sechs Prozent von 38,67 Euro auf die 36,19 Euro runter. Die Fallzahl steigt weiter von 797,95 in 2/2012 über 802,22 in 3/2012 auf nun 823,78.

Berlin: Bei den Berliner Hausärzten scheint sich ein Abwärtstrend bei den Fallwerten einzuschleichen.

Nachdem der Fallwert bereits im dritten Quartal von 39,11 Euro (2/2012) auf 38,69 Euro gesenkt wurde, rutscht er im vierten Quartal noch einmal um fast vier Prozent auf 37,16 Euro. Immerhin: Die Fallzahl bleibt weiter konstant bei 900.

Sachsen: Für Hausärzte in Sachsen bleibt alles wie gehabt. Das heißt, die im dritten Quartal eingeführte Unterteilung der Fallwerte nach Altersklassen der Patienten wird fortgeführt.

Nicht nur das, die KV hat auch die Eurowerte aus dem dritten Quartal eins zu eins in dieses Quartal übernommen. Für Patienten unter sechs Jahren erhalten Hausärzte demnach einen Fallwert von 41 Euro, für Patienten vom 6. bis 59. Lebensjahr 36,50 Euro und für Patienten ab dem 60. Lebensjahr 44,80 Euro.

Der Durchschnittsfallwert beträgt laut KV demnach 43,64 Euro. Die durchschnittliche Fallzahl wurde noch einmal von 944,39 in 3/2012 auf 964,90 angehoben.

Sachsen-Anhalt: Im vierten Quartal gibt es ein leichtes Minus für die Hausärzte. Der Fallwert sinkt von 39,34 Euro im dritten Quartal auf nun 38,83 Euro. Damit wird der Aufwärtstrend, der sich durch die ersten drei Quartale zog wieder durchbrochen.

Die Fallzahl wird leicht von 1063 (3/2012) auf 1072 erhöht. Die KV Sachsen-Anhalt hatte im dritten Quartal die Berechnungsgrundlage für die Fallwerte neu justiert; es zählt seither anstelle des Bezugsquartals aus 2008 das entsprechende Vorjahresquartal.

Saarland: War der Fallwert im dritten Quartal noch um 7,9 Prozent auf 38,32 Euro gesunken (41,31 Euro in 2/2012), geht es nun wieder etwas aufwärts. Der aktuelle Fallwert beträgt 39 Euro. Die Fallzahl nimmt ebenfalls leicht von 862 (3/2012) auf nun 880 zu.

Baden-Württemberg: Die Hausärzte im Ländle können sich nicht nur darüber freuen, dass ihr Fallwert weiter über 40 Euro liegt, es zeichnet sich auch noch ein Aufwärtstrend ab.

Denn der Fallwert steigt von 40,90 Euro in 2/2012 über 43,32 Euro in 3/2012 auf jetzt 44,50 Euro. Im gleichen Zeitraum sank die durchschnittliche Fallzahl zunächst von 819 auf 812, um nun wieder auf 826 anzusteigen.

Bayern: Seit Thüringen die RLV abgeschafft hat ( siehe Kasten), ist Bayern der Spitzenreiter bei den Fallwerten. In diesem Quartal steigt der Fallwert von 43,58 Euro (3/2012) auf 45,07 Euro - also um 3,4 Prozent.

Trotzdem wird der Wert aus dem zweiten Quartal nicht ganz erreicht, da lag er bei 45,78 Euro. Die Fallzahl bleibt bei den 883 der beiden vorangegangen Quartale.

Gute Werte für KVen mit neuer Honorarsystematik

In sechs der 17 KVen gibt es seit dem dritten Quartal entweder deutlich abgewandelte RLV oder eine komplett neue, regionale Honorarsystematik. Und daran wurde im vierten Quartal erst einmal nicht erneut geschraubt.

Westfalen-Lippe: Seit dem dritten Quartal werden RLV und QZV auf der Basis der Fallzahlen des aktuellen Quartals vergütet. Weil die KV den Ärzten nun aber vorab kein RLV mehr zuweisen kann, gibt sie ihnen zumindest Orientierungsfallwerte an die Hand. Dabei garantiert die KVWL, dass die endgültigen RLV-Fallwerte von den vorläufigen um maximal 5 Prozent nach unten abweichen, die QZV-Werte um maximal 20 Prozent.

Für Hausärzte wurden im vierten Quartal alle Werte leicht angehoben. So beträgt der Orientierungsfallwert für Patienten bis zum 5. Lebensjahr nun 39,42 Euro (39,12 in 3/2012), für Patienten zwischen dem 6. und 59.Lebensjahr 32,72 Euro (32,17 Euro) und für Patienten ab dem 60. Lebensjahr 42,09 Euro (40,91 in 3/2012).

Brandenburg: Auch hier wurde im dritten Quartal auf die aktuelle Fallzahl des Abrechnungsquartals umgestellt. Den Basisfallwert und die Durchschnittsfallzahl hat die KV aus dem Vorjahreshalbjahr ermittelt. Der Hausarztfallwert bleibt daher konstant bei den 40,05 Euro aus dem dritten Quartal, die Fallzahl beträgt 988.

Hessen: In Hessen werden sogar schon seit April 2012 für Hausärzte als Bezugsgröße die aktuellen Fallzahlen beim RLV herangezogen.

Mecklenburg-Vorpommern: Es gibt zwar noch den Begriff RLV, aber auch hier wird der Fallwert mit der Fallzahl des aktuellen Abrechnungsquartals honoriert.

Rheinland-Pfalz und Thüringen: Hier gibt es keine Regelleistungsvolumina mehr. Rheinland-Pfalz hat seit April Individualbudgets. Die KV Thüringen vergütet hingegen 65 Prozent der Leistungen mit einem festen Orientierungspunktwert, die übrigen Leistungen werden abgestaffelt honoriert.

Klicken Sie auf die Pins, um die Situation in den einzelnen KVen anzuzeigen.

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