Honorarbericht der KBV

203 Millionen Euro im Quartal fließen bei Selektivverträgen ab

Der aktuelle Honorarbericht der KBV gibt auch Transparenz über die Entwicklung der Umsätze in Selektivverträgen – und damit vor allem in der HzV. Nach wie vor ist ein klares Süd-Nord-Gefälle zu beobachten.

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NEU-ISENBURG. Die beiden Parade-KVen in Sachen Hausarztzentrierte Versorgung (HzV), Baden-Württemberg und Bayern, haben sich in den Jahren 2014 bis 2016 bei der Bereinigung der Gesamtvergütungen unterschiedlich entwickelt. Das geht aus dem vor Kurzem veröffentlichten Honorarbericht der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervor.

Demnach ist in Baden-Württemberg die Bereinigung vom zweiten Quartal 2014 binnen zwei Jahren von bereits hohem Niveau um mehr als 21 Prozent auf 102,3 Millionen Euro gestiegen, in Bayern dagegen ist sie von 73 Millionen Euro um beinahe zwölf Prozent auf jetzt 64,4 Millionen Euro gesunken. (Haus-)Ärzte beider KVen zusammen erwirtschaften damit mehr als 75 Prozent der Bereinigungssumme für Selektivverträge bundesweit.

Zehn Prozent Anteil im Ländle

Steigt die Bereinigung an, heißt das, dass den Gesamtvergütungen in einer Kassenärztlichen Vereinigung (KV) mehr Geld durch die Abrechnung von Selektivverträgen entzogen und den Ärzten in den Selektivverträgen zugeführt wird. Und das sind in den meisten KVen vor allem die Ärzte in der HzV.

In Baden-Württemberg beispielsweise liegt die Bereinigung der Gesamtvergütungen etwa bei zehn Prozent, in Bayern bei rund fünf Prozent. Alle anderen KVen liegen weit unter diesen Werten.

Deutschlandweit ist die Bereinigung der Gesamtvergütungen von Q2/2014 auf Q2/2016 um gut 15 Prozent auf 203,1 Millionen Euro gestiegen (etwas über zwei Prozent, der Gesamtvergütungen) – die Honorar-Bereinigungs-Milliarde in vier Quartalen ist also auch 2016 noch deutlich verfehlt worden.

Binnen Jahresfrist liegt die Steigerung bei 7,9 Prozent und damit deutlich über der Steigerungsrate der MGV von 3,3 Prozent bundesweit, aber leicht unter der der außerbudgetären Gesamtvergütung (plus 10,8 Prozent).

Kräftiges Wachstum in NRW

Dieser Anstieg der Bereinigung liegt tatsächlich nicht nur an Baden-Württemberg: Denn bis auf Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Saarland, wo eine Bereinigung (fast) nicht messbar ist, hat sich die für Selektivverträge abgezweigte Summe in fast allen KVen erhöht.

In Westfalen-Lippe beispielsweise wurden im zweiten Quartal für Selektivverträge 14,4 Millionen Euro abgezogen, zwei Jahre zuvor waren es noch 9,6 Millionen. Ähnlich in Nordrhein, wo sich die Summe von 4,3 Millionen Euro auf 9,3 Millionen Euro mehr als verdoppelt hat.

Um mehr als das Zehnfache ist die Bereinigung in Niedersachsen gewachsen, allerdings auf niedrigem Niveau von 0,1 auf 1,1 Millionen Euro im zweiten Quartal 2016. Relativ dynamisch hat sich die HzV auch in Hessen entwickelt, wo die Bereinigung im selben Zeitraum von 2,6 auf 5,6 Millionen Euro gestiegen ist.

In Hamburg gab es in dieser Zeit eine Verdreifachung der Summe, die aufgrund von Selektivverträgen abgezogen worden ist – von 0,7 Millionen auf 2,1 Millionen Euro.

Als einzige Ost-KV lag die Bereinigung in Sachsen im 2. Quartal 2016 mit 1,2 Millionen Euro oberhalb einer Million Euro – eine Summe, die angesichts einer Gesamtvergütung von rund 513 Millionen Euro immer noch kaum ins Gewicht fällt. (ger)

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