MFA-Tarif

Ärzte gehen mit 1,6-Prozent-Plus ins Rennen

Die Vorstellungen von MFA und Ärzten in den aktuellen Tarifverhandlungen klaffen deutlich auseinander. Zum 1. April gibt es daher noch kein Gehaltsplus für MFA.

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BERLIN. In ihrer ersten Tarifrunde für den neuen Gehaltstarifvertrag trennten sich MFA- und Ärzteseite am 10. Februar vorerst ohne Einigung. Ein Plus von 1,6 Prozent linear auf alle Gehälter bietet die Tarifpartei der Ärzteschaft, die Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Arzthelferinnen/MFA (AAA), den Fachangestellten in den aktuellen Verhandlungen.

Denn dies sei der Wert, mit dem man für 2016 als halbwegs sichere Steigerungsrate für die ärztlichen Honorare rechnen könne, erklärt Rosemarie Bristrup von der AAA im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Der Prozentsatz entspricht der für 2016 vereinbarten Erhöhung des Orientierungswertes im EBM.

Der Verband der medizinischen Fachangestellten (VmF) hat hingegen in der ersten Tarifrunde ein um 175 Euro höheres Einstiegsgehalt für die Tätigkeitsgruppe I gefordert. Dies hätte zu erheblichen Steigerungen auch in den anderen Tätigkeitsgruppen geführt, so Bristrup.

Der Grund: Mit der Tätigkeitsgruppe 1 werde die Grundlinie definiert. Für die weiteren Tätigkeitsgruppen gibt es feste prozentuale Abstände zu diesem Einstiegssgehalt. Das wurde im Tarifvertrag aus 2013 so festgelegt. So beträgt der prozentuale Sprung zur Tätigkeitsgruppe II 7,5 Prozent, der zur Tätigkeitsgruppe V immerhin 30 Prozent und zur Tätigkeitsgruppe VI 50 Prozent.

Tarifgespräche auf 13. April vertagt

Die Tarifgespräche wurden nun auf den 13. April vertagt. Carmen Gandila, Ressortleiterin Tarifpolitik und Vizepräsidentin beim VmF, ist optimistisch, dass man dann zu einer Einigung kommt.

Der Verband sei der AAA bereits um einiges entgegen gekommen. Das neue Angebot stehe bei 6,5 Prozent plus auf die Tätigkeitsgruppe I in allen Berufsjahren. Das entspricht laut Gandila beim Einstiegsgehalt dann ca. 109 Euro.

Auch habe die AAA Verhandlungsbereitschaft signalisiert.Bei der Altersvorsorge zeigt sich die AAA offenÄhnliches ist von Rosemarie Bristrup zu hören. Der VmF hatte nämlich ursprünglich außerdem eine Erhöhung des Arbeitgeberzuschusses zur betrieblichen Altersvorsorge von 15 Euro monatlich für Vollzeitbeschäftigte gefordert.

Beim Thema Altersvorsorge sei man durchaus offen. Hier leisten die Praxischefs aber auch schon einiges: Seit 2011 zahlten sie 66 Euro im Monat für Vollzeitkräfte, wenn die MFA auf die vermögenswirksamen Leistungen (VL) verzichtet und diese stattdessen in die Altersvorsorge einfließen, berichtet Bristrup.

Gehaltsumwandlung in die Altersvorsorge

Genauer zahlt der Praxischef 30 Euro laut Gehaltstarif plus 30 Euro VL und stockt diesen Betrag noch einmal um die sechs Euro, die er durch die Gehaltsumwandlung in die Altersvorsorge bei den Sozialabgaben spart, auf. Allerdings, so Bristrup, seien die Zahnärzte hier im vergangenen Jahr vorgeprescht.

Sie zahlen bereits insgesamt 75 Euro für die betriebliche Altersvorsorge bei Vollzeitkräften.Etwas kritischer sieht die AAA jedoch die Einstiegsforderungen der Fachangestellten bei den Ausbildungsgehältern. Hier hatte der VMF eine Anhebung von 100 bis 120 Euro monatlich gefordert.

Eine Erhöhung, die angesichts der Tatsache, dass die Azubi-Gehälter von 2013 bis 2015 bereits jährlich um monatlich 30 Euro angehoben worden seien doch exorbitant wäre, erklärt Bristrup. Hier liegt das neue Angebot des VmF nun bei einem monatlichen Plus von 60 Euro.

Neue Tarifstruktur wirktPositive Bilanz ziehen aber beide Parteien zu der erst 2013 neu eingeführten Tarifstruktur mit den nun sechs Tätigkeitsgruppen. Die AAA habe in der ersten Tarifrunde über erste Ergebnisse der aktuellen Online-Umfrage unter den Praxen berichtet.

Viele Ärzte wollen eins-zu-eins umsetzen

"Daraus ist erkennbar, dass eine breite Verteilung auf die Tätigkeitsgruppen vorliegt", sagt Carmen Gandila. "Somit können wir davon ausgehen, dass viele Medizinische Fachangestellte diese Chance genutzt haben. Dies wird uns sowohl von unseren Mitgliedern als auch von vielen Arbeitgebern in Gesprächen bestätigt."

Deutlich über 50 Prozent der Praxen würden den Tarifvertrag zudem eins-zu-eins umsetzen oder ihre MFA zumindest in Anlehnung daran vergüten, berichtet Bristrup.

2013 sei es den Tarifparteien auch endlich gelungen, den Beruf tatsächlich aufzuwerten. Und laut Gandila die MFA aus dem Niedriglohnsektor bei den Einstiegsgehältern herauszuholen.

Wie berichtet, wurde mit dem Tarifvertrag 2013 die vom VmF lang eingeforderte 10-Euro-Grenze beim Stundenlohn geknackt. Mit der neuen Struktur würden nun zudem die verschiedenen Fortbildungs- und Aufstiegschancen besser abgebildet.

Gandila stellt aber klar: "Natürlich reichen uns die 10 Euro beim Einstiegsgehalt nicht, denn der Abstand zu vergleichbaren Gesundheitsfachberufen ist nach wie vor zu hoch."Bis die Tarifparteien sich einigen, gilt übrigens der bestehende Gehaltstarifvertrag weiter. Ursprünglich war dieser bis Ende März 2016 angesetzt. (reh)

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