MFA-Ausbildung

Warum denn nicht praxisübergreifend?

Zwei Hausarztpraxen teilen sich die Ausbildung einer MFA – Neuland für die Ärzte. Sie müssen dabei vor allem auch rechtlichen Anforderungen genügen – sie sind ansontensten aber hoch zufrieden mit dem Experiment.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
MFA Sarah Preußer und die beiden ausbildenden Ärzte Jürgen Elis (links) und Jörg Schulz-Ehlbeck.

MFA Sarah Preußer und die beiden ausbildenden Ärzte Jürgen Elis (links) und Jörg Schulz-Ehlbeck.

© Dirk Schnack

NEUMÜNSTER. Sarah Preußer hat in ihrer Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten (MFA) vieles doppelt kennengelernt: Zwei Praxen, zwei Chefs, zwei Praxisteams, zwei Praxisverwaltungssysteme. Nun hat sie ihre ungewöhnliche Ausbildung in zwei Arztpraxen abgeschlossen und schnell eine Stelle als angestellte MFA in einer weiteren Praxis gefunden.

"Es hat mir auf jeden Fall bei der Stellensuche geholfen, dass ich in zwei Praxen ausgebildet wurde", berichtet die MFA. Schließlich hat sie mit ihrer Ausbildung Neuland betreten und ein gewisses Maß an Flexibilität unter Beweis gestellt, das sie auch in ihrer neuen, einer großen Gemeinschaftspraxis, benötigen wird.

Große Praxen waren ihre Lehrpraxen gerade nicht. Der hausärztliche Internist Jörg Schulz-Ehlbeck und der Allgemeinmediziner Jürgen Elis führen etablierte Einzelpraxen in Neumünster, nur wenige hundert Meter voneinander entfernt.

Beide haben ein kleines Praxisteam und benötigen keine weitere Unterstützung. "Für eine Auszubildende, die täglich bei uns im Praxisbetrieb wäre, sind wir zu klein", sagt Schulz-Ehlbeck. Deshalb hatten beide Praxen schon über einen längeren Zeitraum hinweg keine Auszubildende mehr.

GbR-Gründung als ersten Schritt

Der Wunsch, die ausbildenden Kollegen zu unterstützen, war vorhanden – schließlich sind MFA für den Praxisbetrieb unerlässlich. Als Sarah Preußer vor vier Jahren nach einem Praktikumsplatz in Elis´ Praxis nachfragte und mit ihrem Auftreten ihn und sein Team überzeugte, beriet dieser sich mit seinem Kollegen.

Die beiden Ärzte kennen sich schon seit Jahrzehnten und wussten beide um die Situation in der anderen Praxis. Sie entschieden sich für eine gemeinsame Ausbildung, nachdem sich Preußer auch in Schulz-Ehlbecks Praxis vorgestellt hatte und vom dortigen Team positiv bewertet worden war.

Die Praxischefs machten sich für ihr Modell auf die Suche nach einer Blaupause und mussten feststellen, dass es keine gab. "Also haben wir selbst eine entwickelt", sagt Elis. Die wichtigsten Eckpunkte ihres Modells:

» Gründung einer GbR: Das war notwendig, weil die Ärztekammer einen Ansprechpartner, quasi einen "Lehrherren", benötigt. Die GbR ist der Vertragspartner für die MFA und stellt sicher, dass diese ihre Ausbildung auch dann fortführen könnte, wenn sich die beiden Ärzte nicht mehr einig gewesen wären.

» Wechselnder Einsatz: Sarah Preußer wechselte im vierwöchigen Rhythmus die Praxen. Blockunterricht und Urlaub wurden so berücksichtigt, dass die Zeiten in beiden Praxen annähernd gleich verteilt waren.

» Abstimmung: Beide Praxisteams tauschten sich regelmäßig über ihre Auszubildende aus, damit alle auf dem gleichen Kenntnisstand waren. Die Ärzte treffen sich über ihr Engagement in verschiedenen Gremien und in der Palliativversorgung ohnehin regelmäßig und stimmten bei diesen Gelegenheiten auch Fragen zur Ausbildung ab.

» Kosten: Die für die Ausbildung anfallenden Kosten wurden geteilt und jeweils einmal im Jahr abgerechnet.

Modell findet Anklang bei Kollegen

Sarah Preußer räumt ein, dass sie nach dem Angebot von Elis zunächst gezögert hat. "Ich hatte davon noch nie gehört und war anfangs unsicher. Dann habe ich schnell gemerkt, dass ich mehr Einblicke bekomme, als wenn ich nur in einer Praxis ausgebildet werde."

Sowohl die anderen Auszubildenden ihres Jahrgangs als auch andere Ärzte in Neumünster begannen sich für das Modell zu interessieren. Das Ergebnis ist positiv: Preußer hat ihre Prüfung mit der Note "gut" bestanden und ohne Probleme eine Stelle in der gleichen Stadt gefunden.

Die beiden Ärzte haben ebenfalls Gefallen an dem Modell und über das Arbeitsamt neue Bewerberinnen gefunden – die nächste Auszubildende startet im September ihre berufliche Karriere in beiden Praxen.

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