Medizinstudium

Wird das PJ in Quartale aufgeteilt?

Mehr Mobilität im PJ und klare Vergütungsregeln: Diese Forderungen der Studenten wurden 2012 umgesetzt. Für 2015 ist erneut ein Reformprozess vorgesehen.

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NEU-ISENBURG. Umstrukturierungen beim Praktischen Jahr für Medizinstudenten stehen möglicherweise erneut vor der Tür: Nach den Reformen im Jahr 2012 werden sich ab dem kommenden Jahr Gesundheits- und Wissenschaftsminister der Länder und des Bundes für Diskussionen über eine Reform am Medizinstudium treffen.

Laut Koalitionsvertrag soll in einem "Masterplan 2020" das Medizinstudium in den Bereichen Bewerber-Auswahl, Praxisnähe und Stärkung der Allgemeinmedizin reformiert werden.

Dazu könnte auch eine weitere Reform der Rahmenbedingungen im Praktischen Jahr (PJ) gehören: In der Diskussion ist die Quartalsaufteilung, wie vom Wissenschaftsrat oder auch der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) vorgeschlagen.

Derzeit ist das PJ in drei Tertiale aufgeteilt. Die Idee hinter einem vierteiligen PJ: Die Studenten sollen neben den Pflicht-Abschnitten in der Chirurgie und Inneren Medizin weitere Fachbereiche kennenlernen und so mehr Wahlmöglichkeiten erhalten.

Hintergrund der Überlegungen ist auch, dass die Allgemeinmedizin aufgewertet wird. Gegen einen Pflichtabschnitt in dem Fach - ganz gleich, ob drei oder vier Monate - wehrten sich allerdings 2012 vor allem die Studentenvertreter aus dem Hartmannbund, dem Marburger Bund und dem Bundesverband der Medizinstudenten (bvmd) erfolgreich.

Verschiedene Online-Börsen

Die Aufwertung der Allgemeinmedizin erfolgte dennoch: So müssen Studenten nun eine Pflichtfamulatur und ein zweiwöchiges Blockpraktikum in einer Hausarztpraxis absolvieren. Ab 2019 soll es jedem Studenten möglich sein, ein Wahltertial in einer Hausarztpraxis zu absolvieren.

Im Zuge der Reform 2012 wurde auch die Mobilität im PJ sowie die PJ-Vergütung in der Approbationsordnung neu geregelt - und ebenfalls den Forderungen der Studenten angepasst. Denn zuvor war es für Nachwuchsmediziner einfacher, ein PJ-Tertial im Ausland zu absolvieren als in einer Klinik in einer anderen deutschen Stadt.

Ebenso wurde die Vergütungshöchstsätze im PJ klar geregelt: Zurzeit gibt es 373 Euro pro Monat, bei auswärtiger Unterbringung auch 597 Euro - das entspricht dem aktuellen Bafög-Höchstsatz.

Damit wollte der Gesetzgeber verhindern, dass ein Wettbewerb zwischen einzelnen Kliniken über hohe PJ-Vergütungen entsteht. Die Attraktivität der Ausbildung in Kliniken sollte wieder im Vordergrund stehen, nicht die finanzielle Vergütung.

Um die deutschlandweite Suche nach PJ-Plätzen in Kliniken, aber auch bei niedergelassenen Ärzten zu erleichtern, haben sich verschiedene Online-Börsen gegründet.

So bietet die Seite www.praktischArzt.de eine umfangreiche Übersicht über Famulatur- und PJ-Plätze und auch Assistenzarztstellen - vor allem auch außerhalb der Großstädte.

Wie auch bei der Famulaturbörse der DEGAM ist eine große Auswahl an Stellen in Landarztpraxen dabei. Kliniken und Ärzte können kostenlos inserieren und auch Angaben zur Unterbringung und Bezahlung machen.

"Wir sehen unser Angebot als große Chance, für Kliniken im ländlichen Raum, sich bei Medizinstudenten bekannter zu machen", sagt Timo Krasko, Initiator der Online-Börse praktischArzt.

Umfrage gestartet

Die neue Möglichkeit zur Mobilität im Studium stößt vor allem bei Universitätskliniken auf wenig Begeisterung. Unter Studenten sind die Ausbildungsbedingungen dort oft nicht beliebt, da zu viele Studenten gleichzeitig von wenigen Ärzten betreut werden.

Dagegen können kleinere Häuser mit kostenloser Unterbringung, angemessener Vergütung und oftmals gar Eins-zu-eins-Betreuung mit Qualität überzeugen.

Inzwischen gibt es an vielen Medizinfakultäten eigene Regelungen, wie PJ-Plätze verteilt werden. Damit versuchen sie, den Trend zur Abwanderung von den großen Universitätskrankenhäusern entgegenzuwirken.

Um für die nächste Reform des Medizinstudiums mit belastbaren Argumenten aus der Studentenschaft gewappnet zu sein, haben die Medizinstudenten im Hartmannbund schon jetzt eine Umfrage gestartet. Die Studierenden an den 36 Medizinfakultäten sollen sich zur Situation an ihren Universitäten äußern.

Gleich zu Beginn haben nach Angaben des Verbandes rund 3000 Nachwuchsmediziner teilgenommen. In Deutschland gibt es rund 10.000 Medizinstudienplätze, für jeden Platz gibt es ungefähr drei Interessenten. (eb)

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