Ärztenachwuchs

Ab aufs Land? Zwang ist keine Lösung

Wie können junge Ärzte für den ländlichen Raum gewonnen werden? Eine Frage, zu der die hessische Gesundheitswirtschaft gut drei Monate vor der Wahl Politiker befragt hat.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:

FRANKFURT/MAIN. Junge Ärzte allein über verpflichtende Instrumente wie die Landarztquote an ländliche Regionen zu binden, ist laut Kordula Schulz-Asche wenig erfolgsversprechend. "Dafür fehlen die entsprechenden Strukturen", sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag am Montagabend bei der Frühjahrstagung der Initiative Gesundheitswirtschaft Rhein-Main. "So können wir zwar verpflichten, auf dem Land tätig zu sein – aber wir können doch niemanden dazu zwingen, auch eine Praxis in diesem Gebiet aufzukaufen."

Daher werde es umso wichtiger, künftig auch andere Arbeitsformen wie die Anstellung im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) auf dem Land zu fördern.

Thema der Tagung, zu der die Initiative jährlich einlädt, waren in diesem Jahr die Perspektiven nach der Bundestagswahl. Professor Karl Lauterbach (SPD) plädierte für die neue Legislaturperiode einmal mehr für die Bürgerversicherung – diese spiele auch in der Gewinnung neuer Ärzte für das Land eine bedeutende Rolle. Denn ökonomische Zwänge wie sie das duale System von PKV und PKV schaffe, seien dafür kontraproduktiv, so Lauterbach. Die Niederlassung im ländlichen Bereich werde nur dann für den Ärztenachwuchs attraktiver, wenn sie der Vergütung in städtischen Gegenden mit mehr Privatversicherten in nichts nachstehe.

Dr. Ralf-Norbert Bartelt, Vize-Fraktionsvorsitzender der CDU im hessischen Landtag, sieht das anders. Eine weitere Verkleinerung der Zulassungsbezirke in der Bedarfsplanung verhindere es ohnehin, dass sich Ärzte vom Land in die Stadt orientierten, so seine Einschätzung. Darüber hinaus setzt er auf finanzielle Anreize wie sie der Hessische Pakt zur Sicherstellung der Ambulanten Versorgung auf dem Land vorsieht.

"Investititionshilfen von bis zu 50.000 Euro können durchaus eine Chance sein, für das Land zu interessieren", so Bartelt.

Der Masterplan Medizinstudium 2020 sorge darüber hinaus für eine Stärkung der Allgemeinmedizin zu einem frühen Zeitpunkt, lobte der CDU-Politiker. Allerdings muss der nächste Schritt getan werden: "Nun gilt es, die Maßnahmen zügig umzusetzen."

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ergänzung herkömmlicher Modelle

Kalziumscore verbessert Vorhersage stenotischer Koronarien

Lesetipps
Der papierene Organspendeausweis soll bald der Vergangenheit angehören. Denn noch im März geht das Online-Organspende-Register an den Start.

© Alexander Raths / Stock.adobe.com

Online-Organspende-Register startet

Wie Kollegen die Organspende-Beratung in den Praxisalltag integrieren