Uni Witten/Herdecke

Studiengang zur Gemeindeschwester geplant

Sind mehr Gemeindeschwestern die Antwort auf den Arztmangel in ländlichen Regionen?

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KÖLN. Die Universität Witten/Herdecke (UWH) will Pflegekräften mit einem Bachelor-Abschluss künftig eine neuartige Möglichkeit der Weiterqualifizierung bieten. Bis zum Jahr 2020 erarbeitet die Hochschule einen Masterstudiengang „Community Health Nursing“.

Nach der Akkreditierung soll er die Pflegenden darauf vorbereiten, insbesondere in ländlichen oder strukturschwachen Regionen in Zusammenarbeit mit Hausärzten und anderen Gesundheitsberufen die Primärversorgung sicherzustellen.

Die neue Ausbildung wird an drei Standorten entwickelt. Neben der UWH sind das die Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar sowie die Katholische Stiftungshochschule München. Das Projekt wird von der Robert Bosch Stiftung und der Agnes-Karll-Gesellschaft im Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe gefördert.

Die Erwartung ist, dass in Deutschland angesichts des Ärzte- und Fachkräftemangels kommunale Gesundheitszentren oder andere kooperative, multiprofessionelle Modelle an Bedeutung gewinnen werden. In ihnen sollen die Community Health Nurses, die es in Ländern wie Finnland oder Kanada bereits gibt, zum Einsatz kommen.

„Es geht darum, dass gerade chronisch kranke und multimorbide Menschen auch künftig gut versorgt werden“, sagt Professor Wilfried Schnepp, Leiter des Lehrstuhls für familienorientierte und gemeindenahe Pflege an der UWH, der „Ärzte Zeitung“. Dafür sollen die Pflegenden in dem Studium das notwendige Rüstzeug erhalten.

Keine Konkurrenz zu EVA oder VERAH

Schnepp sieht in ihnen keine Konkurrenz zu den besonders qualifizierten medizinischen Fachangestellten wie EVA oder VERAH.

Die Community Health Nurses sollen unabhängig von den Ärzten und eigenständig arbeiten. Ihr Einsatz werde weniger punktuell und langfristiger ausgelegt sein und einen stärker bevölkerungsmedizinischen Ansatz haben, erläutert er.

„Wir setzen auf die Kooperation mit Allgemeinmedizinern“, betont Professor Schnepp. Er kann sich vorstellen, dass die spezialisierten Pflegekräfte künftig auch in großen Hausarztpraxen oder -verbünden zum Einsatz kommen. Bei der Medizinerausbildung kooperiert die private Universität Witten/Herdecke bereits seit längerem auch mit Arztpraxen.

Zwischen den Community Health Nurses und den Hausärzten werde es neue Formen der Zusammenarbeit geben, erwartet der Pflegewissenschaftler. „Wie müssen sehen, welche Aufgaben es gibt und wer welchen Beitrag leisten kann.“

Ziel des neuen Studiengangs sei es, die primäre Gesundheitsversorgung zu stärken. Gleichzeitig sieht Schnepp in ihm einen Beitrag, die Pflegewissenschaften praxisnaher auszurichten. (iss)

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