Datenschutz

Klinikdaten: Sabotage aus den eigenen Reihen?

Ein Mitarbeiter des Krankenhauszweckverbands Rheinland soll Daten von Klinikmitarbeitern und Patienten geleakt haben. Die Aufregung hält sich allerdings in Grenzen.

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KÖLN. Weil er offenbar Krankenhausdaten an die Internetplattform Medileaks weitergegeben hat, hat der Krankenhauszweckverband (KHZV) Rheinland einem Mitarbeiter fristlos gekündigt. Nach jetzigem Kenntnisstand waren allerdings keine personenbezogenen Daten betroffen.

Die Plattform, die nach eigenen Angaben gegen die "ungute Ökonomisierung im Krankenhausbereich" antritt, berichtet auf ihrer Internetseite, dass sie über einen riesigen Datensatz mit pseudonymisierten Patientendaten verfügt. Dabei handelt es sich um Daten, die die Kliniken nach Paragraf 21 Krankenhausentgeltgesetz an die Datenstelle beim Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus liefern müssen. Zusätzlich gebe es Daten aus über 300 Kliniken zu Bereichen wie Finanzen, Personalbestand, Mitarbeiterfluktuation und Krankheitsstatistiken, so Medileaks. Hinzu komme eine umfangreiche OP-Datenbank mit Op-Dauern und Personaldaten. "Ohne zu sehr ins Detail zu gehen: Eine solche Datensammlung ist einzigartig und bietet riesige Möglichkeiten, Fehlentwicklungen zu dokumentieren", heißt es auf der Seite.

Der KHZV ist ein Zusammenschluss von zehn Klinikverbänden mit insgesamt 164 Mitgliedshäusern. Seine Hauptaufgabe ist die Beratung und Unterstützung der Krankenhäuser bei den Budgetverhandlungen mit den Kassen. Nach einem anonymen Hinweis war der Verband dem Verdacht nachgegangen, dass Medileaks über Daten des KHZV und damit auch seiner Mitglieder verfügen könnte. Der Verband hat die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, den Landesdatenschutzbeauftragten NRW informiert und die IT-Forensiker der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) mit der internen Überprüfung beauftragt. Über das Vorgehen hält der KHZV seitdem seine Mitglieder auf dem Laufenden.

Bei der EY-Untersuchung fiel der Verdacht auf einen Verbandsmitarbeiter. Er wurde zunächst freigestellt. Nachdem die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet hatte, wurde dem Mann fristlos gekündigt. Ob der Mitarbeiter tatsächlich KHZV-Datensätze an die Plattform geliefert hat, stehe noch nicht fest, sagte ein Sprecher des Verbands der "Ärzte Zeitung". Belege dafür hätten die Prüfer bislang nicht gefunden. Es könnte sein, dass der Mitarbeiter eigene Datensätze gebaut hat. "Wir haben keine Anhaltspunkte dafür, dass personenbezogene Daten betroffen sind", betont der Sprecher. Was genau passiert ist, müssten die Ermittlungen aber noch ergeben. Auch gebe es keine Hinweise dafür, dass der Verband Opfer eines Hackerangriffs von außen geworden wäre.

Der KHZV geht gegen Medileaks vor, wie offenbar auch einige Landeskrankenhausgesellschaften. Als Reaktion haben die Betreiber auf der Webseite angekündigt, dass sie keine Krankenhaus- oder Patientendaten veröffentlichen werden. "Darauf können wir uns nicht verlassen", betont der Verbandssprecher. Der KHZV prüft rechtliche Schritte, um eine Veröffentlichung der Daten auf jeden Fall zu verhindern.

Die Daten der Krankenhäuser seien sicher, heißt es auf medileaks.cc – cc ist die Internetdomain der Cocos Islands. "Was nicht sicher ist, ist die Politik vieler Krankenhäuser und Ketten, die Wirtschaftlichkeit über Patientenwohl zu stellen. Das gefährdet nämlich Menschenleben", ist dort zu lesen. (iss)

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