Fitness-Daten sammeln

Sport meets KI

Ein bundesweites Netzwerk will die Daten von Sportlern bündeln, um darauf basierend Anwendungen zu entwickeln, von denen die Gesundheitsförderung der Bevölkerung profitieren soll.

Von Nina Nöthling Veröffentlicht:
Die Gesundheitsdaten von Spitzensportlern könnten künftig der breiten Masse dienen.

Die Gesundheitsdaten von Spitzensportlern könnten künftig der breiten Masse dienen.

© metamorworks / Getty Images / iStock

KÖLN. Deutschland hinkt bei der Digitalisierung hinterher – insbesondere im Gesundheitswesen. Um das zu ändern, will ein Konsortium aus vier Mitgliedern ein deutschlandweites Netzwerk schaffen, das sich mit der Frage beschäftigt, wie die Daten von Spitzensportlern genutzt werden können, um neue Ansätze und Anwendungen für die Gesundheitsförderung zu entwickeln. Dabei steht die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Mittelpunkt.

Gegründet wurde das Konsortium namens „Digital Sports Hub“ vom Institut für experimentelle Psychophysiologie aus Düsseldorf, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen mit dem Lehrstuhl Maschinelles Lernen und Datenanalytik, dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft und der Plattform Wearable Technologies.

Bündelung von Sportdaten

Herzstück des Ökosystems soll eine Sportdatenbank sein, in die etwa die deutschen Sportverbände Informationen zu Trainings, Ernährung und Wettkämpfen einspeisen. Start-ups, Universitäten und Unternehmen wie Adidas oder IBM können diese Daten dann nutzen, um KI-basierte Anwendungen zu entwickeln.

„Der Spitzensport ist optimal, weil die Sportler ihre Gesundheit und ihr Training bereits permanent überwachen“, erklärte Ralph Tiesler, Direktor des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, auf einer Veranstaltung des Konsortiums in Köln. „Hinzu kommt, dass sie in einem sehr kontrollierten Umfeld trainieren und medizinisch eng begleitet werden.“ Dadurch stehe bereits ein großer Datenpool zur Verfügung, der in den Digital Sports Hub eingegliedert werden könnte. „Diese Daten bieten eine gute Grundlage für die Gesundheitsförderung in der Bevölkerung“, so Tiesler.

Mit dem Konzept bewirbt sich der Digital Sports Hub um Förderungsmittel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). Die Bundesregierung will die Forschung im Bereich KI in Deutschland ausbauen, um nicht von Ländern wie den USA und China abgehängt zu werden. Deshalb fördert sie im Rahmen der bundesweiten Strategie „KI made in Germany“ den Aufbau von KI-basierten Ökosystemen. Der Digital Sports Hub ist einer von insgesamt 35 Verbünden, die aktuell ihre Konzepte ausarbeiten. Sie können sich bis zum 16. August beim BMWi für die dreijährige Förderung bewerben.Der Gewinner des Wettbewerbs soll Ende August bekannt gegeben werden.

Erste Unternehmen und Institute haben bereits Interesse an einer Partnerschaft mit dem Digital Sports Hub angekündigt, sollte dieser die Ausschreibung gewinnen. Dazu gehört die Technische Universität München. Dr. Henning Wackerhage vom dortigen Lehrstuhl für Sportbiologie hat zusammen mit anderen Wissenschaftlern eine Möglichkeit gefunden, knapp 1.000 Metabolite und 400 Proteine in nur einem Blutstropfen zu messen, nicht wie bisher nur einzelne Metabolite oder Proteine.

Sportanalyse verbessern

Ziel ist es nun, herauszufinden, was diese über 1.000 Moleküle bedeuten, berichtet Wackerhage. „Für diese Analyse brauchen wir KI.“ Die Daten sollen einerseits dazu dienen, das Training von Spitzen- und Breitensportlern zu verbessern, andererseits können sie helfen, Hormon- und Stoffwechselstörungen in der allgemeinen Bevölkerung besser zu erkennen.

„Langfristig wollen wir zudem Erschöpfungssyndrome wie Chronic Fatigue, Overload und Chronic Stress vergleichen und herausfinden, ob sie dieselbe Ursache haben“, sagt Wackerhage. Er erhofft sich vom Digital Sports Hub Kooperationen mit Unternehmen, um geeignete KI-Anwendungen für die Analyse entwickeln zu können sowie beispielsweise Wearables, die bestimmte Metabolite messen.

Die Daten bieten eine gute Grundlage für die Gesundheitsförderung in der Bevölkerung.

Ralph Tiesler, Direktor des Bundesinstituts für Sportwissenschaft in Bonn

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