E-Health

Sachsen-Anhalt abgehängt?

Verschläft Sachsen-Anhalt die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Das scheint zumindest die Techniker Krankenkasse zu befürchten. Mit konkreten Forderungen wandte sich die TK jetzt an das Gesundheitsministerium.

Von Petra Zieler Veröffentlicht:
Schnelle Leitung? In vielen Haushalten Sachsen-Anhalts ist ein leistungsfähiger Internetzugang laut TÜV Rheinland nicht gegeben.

Schnelle Leitung? In vielen Haushalten Sachsen-Anhalts ist ein leistungsfähiger Internetzugang laut TÜV Rheinland nicht gegeben.

© djama / stock.adobe.com

MAGDEBURG. Dem aktuellen Breitbandatlas des TÜV Rheinland zufolge besitzt nicht einmal jeder zweite Haushalt in Sachsen-Anhalt einen leistungsfähigen Internetzugang. "Wir sind damit Schlusslicht", kritisiert Jens Hennicke, Leiter der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse in Magdeburg. Die vom Bundesland aufgesetzte "digitale Agenda" sei deshalb zwar ein Schritt in die richtige Richtung. Leider gehe sie hinsichtlich der Anwendungsbereiche Gesundheit und medizinische Versorgung allerdings bislang noch nicht weit genug.

Der große Themenkomplex Gesundheit soll unter dem Punkt Daseinsvorsorge abgehandelt werden. Verantwortlich dafür ist das Verkehrsministerium. "Gerade angesichts der Herausforderungen demografischer Veränderungen täte die Landesregierung gut daran, die Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung nicht als Randthema abzutun. Wir brauchen mehr", meint Jens Hennicke und fordert für das Flächenland mit dem bundesweit höchsten Durchschnittsalter fachgruppen- und instanzenübergreifende telemedizinische Modelle. Die Krankenkasse hat ihre Forderungen in einem Positionspapier "Digitale Agenda Sachsen-Anhalt – Digitalisierung patientenorientiert und qualitätsgesichert" festgeschrieben.

"Wenn Videosprechstunden seit April sogar offiziell vergüten werden können, sollten hier zumindest zügig die dafür notwendigen Voraussetzung geschaffen werden", betont TK-Landeschef Hennicke. In ländlichen Regionen, wie etwa in Teilen der Altmark, mangele es aber nach wie vor an leistungsfähigen Datenleitungen. Hennicke vergleicht die Digitalisierung mit der Einführung der Dampfmaschine, die offenkundig einst Auslöser für die industrielle Revolution war. Es lohne sich, Kräfte zu mobilisieren, Modellprojekte zu initiieren und mit der Lockerung des Fernbehandlungsverbots schon heute eine effiziente, patientenorientierte Versorgung zu etablieren. "Was wir brauchen, sind zukunftsfähige Strategien. Sachsen-Anhalt war mit der Teledermatologie, die niedergelassene Hautärzte und Spezialisten der Magdeburger Uniklinik auf den Weg gebracht hatten, einmal Vorreiter."

Befunde sollen in die Cloud

Das Modell scheiterte aufgrund ungenügender technischer Voraussetzungen. "Wir haben bewiesen, dass wir es können. Nun müssen wir handeln." Hennicke sucht deshalb nicht nur im hiesigen Gesundheitsministerium, sondern auch in der Landesärztekammer Verbündete. Wir sind für alles offen," sagt der TK-Landeschef, dessen Kasse in etwa einem Jahr die elektronische Gesundheitsakte auf den Weg bringen will. Alle Befunde von TK-Versicherten sollen dann in einer Cloud gespeichert und über die Karte jederzeit abgerufen werden können. "Was und wie lange etwas gespeichert wird, entscheidet der Patient. Er ist Herr über die Akte." Der endscheidende Vorteil sei, dass Daten auch nach zehn Jahren nicht verloren gingen und bei einem Kassenwechsel erhalten blieben.

Positionspapier zum Download unter

tinyurl.com/y7n98jl8

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