Digitalisierung

Blockchain – neuer Treiber für das Gesundheitswesen?

Bei der Fachmesse Xpomet in Leipzig geht es unter anderem um Blockchains in der Healthcare-IT.

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LEIPZIG. Bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen kann die Blockchain-Technologie eine wichtige Rolle einnehmen.

Diese Ansicht vertritt Denis Baranov, Chefberater beim Technologieberatungsunternehmen Dataart, der seine Thesen diese Woche bei der Fachmesse Xpomet in Leipzig vorstellen wird. Die Blockchain-Technologie war zuletzt vor allem durch die Kryptowährung Bitcoin bekannt geworden.

"Die Blockchain könnte ein neuer Weg sein, elektronische Patientendatensysteme zu vereinfachen", so Baranov. "Verschiedene Anwender können mithilfe dieser Technologie nicht nur Patientendaten ansehen, editieren und austauschen, sondern verfügen damit auch über stets aktuelle Berichte zu Diagnosen und Medikationen."

Interoperabilität zwischen Netzwerken

Momentan stehe das Gesundheitswesen noch vor sehr großen Herausforderungen, "die sensiblen Daten aus elektronischen Patientendatensystemen sicher in der Gesundheitslandschaft zu versenden".

Die Blockchain-Technologie spiele hier ihr Können aus: Sie stelle Interoperabilität zwischen Netzwerken her und erlaube sicheren Datentransport über Grenzen hinweg – seien es lokale Begrenzungen oder Grenzen zwischen unterschiedlichen IT-Systemen.

Baranov plädiert dafür, dass für die Blockchain-Technologie Kassen, Kliniken, Ärzte und Patienten "sehr stark einbezogen" werden. "Nicht jeder von Anfang an in gleichem Maße – aber idealerweise nehmen alle Beteiligten einen aktiven Part ein", ergänzt Baranov.

Im Augenblick trügen Kliniken oder Ärzte die Verantwortung für Patientendaten. "Die Blockchain-Technologie verteilt die Datenkontrolle zwischen allen Gruppen und sagt auch Patienten das Eigentumsrecht über ihre Daten zu."

Diese gewönnen nicht nur einen autorisierten Datenzugang, sondern "auch die Chance, die Daten zu überwachen, Änderungen einzusehen und ihre eigene Kopie zu besitzen".

"Gesundheitswesen sollte keine Ausnahmen bilden"

Als "Kernunterschied" zur momentanen Situation macht Baranov eine "fehlende Zentralisierung" aus: Die meisten der zurzeit verwendeten IT-Systeme seien zentralisiert und im Gesundheitswesen isoliert.

"Blockchain hingegen ist qua Natur verteilt und dezentralisiert", erläutert Baranov. "Sie bewegt Datenbesitz zum Patienten hin und minimiert Betrugsmöglichkeiten."

Wichtig ist es, so Baranov, dass sich eine gewisse Anzahl von Nutzern im Gesundheitswesen an der Blockchain-Technologie beteiligt. "Es ergibt keinen Sinn, wenn es nur einen Nutzer wie eine Klinik oder eine Kasse, gibt", sagt Baranov.

Niemand betreibe eine Blockchain für sich selbst. Dies sei in keinem Zusammenschluss anderer Branchen der Fall, "das Gesundheitswesen sollte keine Ausnahme bilden".

Allerdings kann die Blockchain-Technologie nicht über Nacht das Problem beheben, dass unterschiedliche e-Patientendatensysteme betrieben werden. "Nach meinem Dafürhalten kann die Blockchain dieses Problem nicht auf einen Schlag aufheben", so Baranov. "Sie ist schließlich keine Patentlösung."

Weil unterschiedliche Blockchain-Typen existierten, könnten bei den verschiedenen IT-Lösungen "aber erst einmal gesonderte Blockchains verwendet" werden. (sve)

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