Telemedizin

Nordost-Ärzte hadern mit Videosprechstunde

Die Nachfrage wäre da: Jeder Zweite in Mecklenburg-Vorpommern würde die ärztliche Videosprechstunde in Anspruch nehmen. Allein auf der Angebotsseite herrscht Zurückhaltung.

Margarethe UrbanekVon Margarethe Urbanek Veröffentlicht:
Videosprechstunden werden derzeit nur selten angeboten.

Videosprechstunden werden derzeit nur selten angeboten.

© rocketclips/ stock.adobe.com

HAMBURG/ SCHWERIN. In der Regelversorgung wurde die Videosprechstunde nach Auskunft des Bewertungsausschusses im 4. Quartal 2017 gerade einmal 68 Mal genutzt. Aktuellere Zahlen des Bewertungsausschusses gibt es bis dato nicht.

Eine aktuelle, nicht-repräsentative Umfrage zu Angebot und Nachfrage der Videosprechstunde in ländlichen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns kommt jetzt zu einem ähnlichen Ergebnis. Demnach gaben lediglich zwei Prozent der insgesamt 500 Befragten an, dass ihre Haus- und Fachärzte Videosprechstunden anbieten.

Jeder Zweite würde Angebot nutzen

Immerhin 72 Prozent der Befragten kennen die Videosprechstunde, 53 Prozent würden sie nutzen, wenn es das Angebot gäbe. „Leider klaffen Wunsch und Wirklichkeit beim Einsatz von Videosprechstunden weit auseinander“, erklärt Professor Philip Walther, Studiendekan für Gesundheitsökonomie in Hamburg, der die im Rahmen der Abschlussarbeit von Paulina Eing durchgeführte Umfrage betreute. „So hat bisher zwar eine Erhöhung beim Bekanntheitsgrad von Videosprechstunden bei den Patienten beziehungsweise bei der Bevölkerung stattgefunden, das Angebot ist seitens der Ärzte aber noch gering.“

Walther führt die geringe Nachfrage auf eine möglicherweise „nicht als attraktiv angesehene Vergütung der Videosprechstunde“ zurück, aber auch auf „technisch organisatorische Umstände wie die organisatorische Einbindung in die Praxisprozesse“.

Für strukturschwache Regionen sei der Einsatz telemedizinischer Anwendungen für eine ausreichende flächendeckende ambulante ärztliche Versorgung in Zukunft jedoch unerlässlich. „Das Digitale Versorgung Gesetz des Bundesgesundheitsministeriums hat bereits die Weichen gestellt, um die Attraktivität und Akzeptanz der Videosprechstunde sowohl für Ärzte als auch für Patienten zu erhöhen“, resümiert optimistisch Peter Zeggel, Geschäftsführer der Arztkonsultation ak GmbH aus Schwerin und ebenfalls an der Studie beteiligt.

Die Umfrage ergab auch, dass Patienten aus strukturschwachen Regionen die Videosprechstunde vor allem bei akuten Beschwerden, zur Ausstellung eines Rezepts, im Notfall oder bei Immobilität nutzen würden. Vorteilen seien insbesondere die Zeitersparnis und Ortsunabhängigkeit.

Mehr zum Thema

E-Health-Forum

E-Patientenakte für alle soll sich von allein füllen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen