Telematikinfrastruktur

Aus für die eGK nach der Wahl? Gröhe sieht keinen Anlass

Am Wochenende sind in Bayern Zweifel laut geworden, ob das Projekt der Gesundheitskarte nach den Wahlen weiter betrieben werden wird. Bundesgesundheitsminister Gröhe versucht, die Wogen zu glätten.

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BERLIN/MÜNCHEN. Steht die elektronische Gesundheitskarte (eGK) nach der Bundestagswahl vor dem Aus? Nach Spekulationen in diese Richtung, über die mehrere Medien am Wochenende berichteten, hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) am Montagmorgen im MDR erklärt, er sehe "für Ausstiegsszenarien keinen Anlass".

Auslöser für die Spekulationen war ein Bericht der Nachrichtenagentur dpa gewesen: Demzufolge hätten hochrangige Mitarbeiter von Ärzteverbänden und gesetzlichen Krankenkassen über Pläne in der Bundesregierung berichtet, die eGK nach der Bundestagswahl für gescheitert zu erklären. Skeptisch äußerten sich daraufhin auch der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns Wolfgang Krombholz sowie der Vorstandschef der AOK Bayern Helmut Platzer in den Medien.

Tatsächlich hat das Projekt bislang bereits 1,7 Milliarden Euro an Kosten verursacht, die Gesundheitskarte kann allerdings immer noch nicht mehr als die alte Krankenversichertenkarte: Sie ist letztlich nicht mehr als der Nachweis der Versicherung.

Allerdings hat die Betreibergesellschaft gematik gerade erst den Startschuss für den Online-Rollout gegeben. Er soll in den kommenden 18 Monaten einen flächendeckenden Austausch der Versichertenstammdaten zwischen Gesundheitskarte, die in der Praxis ins Lesegerät gesteckt wird, und der Krankenkasse bringen.

Auf mittlere Sicht sind weitere Anwendungen wie ein Notfalldatensatz, ein elektronischer Medikationsplan und eine elektronische Patientenakte geplant.

Vom ursprünglichen Zeitplan – Online-Rollout ab 2006 – ist die eGK mit der dahinterliegenden Telematikinfrastruktur weit entfernt, weitere Verzögerungen bei den Online-Anwendungen der Karte werden zum Beispiel für die Patientenakte erwartet.

Gröhe betonte im MDR-Interview, er könne "die Ungeduld verstehen", und es sei, weitere "Überzeugungsarbeit zu leisten". Das Ministerium mache aber weiter Druck, und vom Ärztetag in Freiburg sei ein "klares Signal, die Digitalisierung weiter voranzutreiben", ausgegangen. Er sei daher "zuversichtlich", dass die Entwicklung weitergehe. (ger)

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