Telematikinfrastruktur

gematik gibt grünes Licht – Praxen können loslegen

Nun hat es doch noch zur Medica geklappt: Arztpraxen können den Online-Anschluss an die Telematikinfrastruktur realisieren. Alle nötigen Hardware-Komponenten sind zugelassen. Allerdings gibt es bislang nur einen Anbieter je Komponente.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:
Gesundheitskarte im Einsatz: Ärzte und andere Leistungserbringer können jetzt die erste Online-Anwendung der Karte nutzen.

Gesundheitskarte im Einsatz: Ärzte und andere Leistungserbringer können jetzt die erste Online-Anwendung der Karte nutzen.

© Andrea Warnecke/dpa

BERLIN/NEU-ISENBURG. Der Online-Rollout der Gesundheitskarte kann ab sofort in der Fläche starten. Die erforderlichen Geräte und Komponenten für den Anschluss der rund 200.000 Arzt- und Zahnarztpraxen, der Psychotherapeutenpraxen sowie der Krankenhäuser sind zertifiziert. Am Freitagabend meldete die gematik Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte, dass die Zulassungen für erste Konnektoren, E-Health-Kartenterminals, VPN-Zugangsdienst und elektronische Praxisausweise erteilt worden sind.

Als erster und bisher einziger Konnektor habe die KoCoBox MED+ des zur CompuGroup Medical (CGM) gehörenden Unternehmens KoCo Connector das Zulassungsverfahren erfolgreich durchlaufen, heißt es in einer Mitteilung der gematik. Auch der VPN-Zugangsdienst von CGM habe die Zulassung erhalten, heißt es weiter. Der Konnektor verbindet die IT-Systeme von Praxen und anderen medizinischen Einrichtungen mit der Telematikinfrastruktur (TI), ähnlich wie ein Router, jedoch mit einem höheren Funktionsumfang und einem "sehr hohen Sicherheitsniveau", wie die gematik schreibt. Er stellt für die Verbindung mit der TI ein sogenanntes virtuelles privates Netzwert (VPN) her, in dem elektronische Anwendungen unter Einsatz moderner Verschlüsselungstechnik völlig abgeschirmt vom sonstigen Internet genutzt werden können. Bislang steht allerdings lediglich der automatische Abgleich der Versichertenstammdaten als Online-Anwendung zur Verfügung.

Auch ein erstes stationäres Kartenterminal habe die Zulassung am Freitag erhalten, teilte die gematik mit: ORGA 6141 online des Unternehmens Ingenico Healthcare. Den ebenfalls zugelassenen elektronischen Praxisausweis (SMC-B) der Bundesdruckerei gibt es zunächst nur für Zahnarztpraxen. Die Zulassung für Arzt- und Psychotherapeutenpraxen werde in Kürze folgen, heißt es in der Mitteilung weiter.

"Wir freuen uns über das Engagement der Industrieunternehmen, die mit ihren Produkten alle Anforderungen an Funktionalität, Interoperabilität und Sicherheit zum Einsatz in der Telematikinfrastruktur erfüllt haben", wird gematik-Geschäftsführer Alexander Beyer in der Mitteilung zitiert. Weitere Produkte verschiedener Unternehmen durchliefen derzeit die Zulassungsverfahren, meldet die gematik. Die Ärzte haben jetzt bis Ende 2018 Zeit, sich an die TI anzuschließen, danach ist der Online-Austausch der Versichertenstammdaten Pflicht. Die Förderung, die sie für den Anschluss erhalten, sinkt allerdings in jedem Quartal.

In einer Pressemitteilung weist die CompuGroup Medical darauf hin, dass CGM nun als erster Komplettanbieter über alle notwendigen Komponenten und Dienste verfüge, die für eine Anbindung an die TI erforderlich sind. Mit der Zulassung für den Konnektor KoCoBox MED+ sei "ein überaus wichtiger Meilenstein erreicht. Der Konnektor erfüllt höchste Sicherheits- und Datenschutzanforderungen", so Uwe Eibich, Vorstand der CompuGroup Medical Deutschland AG. Damit seien alle CGM-Komponenten für die Anbindung an die TI zugelassen. Eine "zeitnahe Anbindung" der Einrichtungen, die die Installation der TI-Komponenten bereits bestellt haben, "wird damit in den nächsten Tagen möglich sein", so Eibich.

Ingenico Healthcare hebt in einer Pressemitteilung aus Anlass der Zulassung seines Kartenterminals ORGA 6141 online hervor, dass das Gerät seit November 2016 in der Testregion Nordwest unter Realbedingungen getestet worden sei. Mit der Zulassung sei "erneut die Zukunftsfähigkeit und Einhaltung höchster Sicherheitsstandards unserer Terminals bestätigt", sagt Oliver Neufuß, Geschäftsführer des Unternehmens. Der Kartenleser ist in der Praxis mit dem Konnektor verbunden, der die Verbindung zu den E-Health-Anwendungen in der TI herstellt. Steckt ein Versicherter in einer angeschlossenen Praxis seine Gesundheitskarte in den Kartenleser werden nun die Versichertenstammdaten aus der Karte ausgelesen und online in Echtzeit mit den Daten der Krankenkasse abgeglichen.

Das sind die zugelassenen TI-Komponenten

  • Konnektor und VPN-Zugangsdienst: KoCoBox MED+ und Zugangsdienst von CGM
  • Stationärer Kartenleser: Orga 6141 online von Ingenico Healthcare
  • Elektronischer Praxisausweis: SMC-B der Bundesdruckerei, bislang allerdings nur für Zahnarztpraxen
  • Arzt-, Zahnarzt- und Klinik-IT: Unter anderem Praxis- und Klinik-EDV von CGM, h&k und solutio GmbH sowie das KIS iMedOne von der Telekom
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