Telemedizin

Chance für Sachsen-Anhalt

Wie können Überversorgung einerseits und Unterversorgung andererseits in Sachsen-Anhalt ausbalanciert werden? TK-Landeschef Hennicke nennt Projekte mit Vorbildcharakter.

Von Petra Zieler Veröffentlicht:

MAGDEBURG. Mut zur Veränderung fordert Sachsen-Anhalts TK-Landeschef Jens Hennicke mit Blick auf die medizinische Versorgung. "Wenn im Gesundheitssystem etwas nicht funktioniert wie es sollte, verstecken wir uns oft dahinter, dass entweder die Bundesebene oder die Selbstverwaltungen zuständig sind."

Baden-Württemberg aber zeige, so der Leiter der TK-Landesvertretung, dass es auch anders gehe. "In unserem Bundesland waren wir vor zehn, 15 Jahren mit der Teledermatologie schon deutlich weiter. Heute müssen wir aufpassen, den Anschluss nicht zu verpassen." Gerade ein Flächenland wie Sachsen-Anhalt mit den ältesten und wohl auch meisten chronisch Kranken, der höchsten Herzinfarktsterblichkeit, mit dem prognostizierten und teils bereits spürbaren Ärztemangel, müsse offen über telemedizinische Ansätze nachdenken.

Innovationen sind gefragt

Soll die bis dato noch gute medizinische Versorgung auch in der Fläche nicht gefährdet werden, ist Innovation im Denken genauso gefragt wie die Umsetzung. Hennicke verweist auf die Allianz für Allgemeinmedizin. Ende vergangenen Jahres gegründet, sei sie ein erster Schritt in die richtige Richtung. "Ärzteverbände, Kassen, Kommunen, Land, Gewerkschaften - alle sind Mitglieder. Wir müssen nun aber gemeinsam überlegen, wie wir das Bündnis zum Leben bringen und weiter ausdehnen können auf die medizinische Versorgung als Ganzes - mit Hausarzt, Facharzt, ambulant, stationär."

Eine gute Lösung sei in der kleinen Domstadt Havelberg gelungen. Das einstige Krankenhaus wurde zu einem leistungsstarken MVZ umfunktioniert. Ausgestattet mit ein paar Betten könnten Patienten hier auch kurzfristig überwacht oder auf Medikamente eingestellt werden. "Wir wollen Krankenhäuser nicht schließen. Doch klar muss auch sein: Überversorgung wie in Magdeburg mit vier orthopädischen Kliniken können wir uns nicht leisten." Die anstehende Novellierung des Landeskrankenhausgesetzes müsse deshalb verbindliche Leistungs - und Qualitätsvorgaben für jedes einzelne Krankenhaus enthalten.

Warten auf 800 Millionen Euro

Besser noch wäre der Schritt weg von der Krankenhaus- hin zur Versorgungsplanung mit vernünftigen Strukturen, die mit einheitlicher Vergütung sehr viel besser durchzusetzen wären. Gefragt seien engeres Miteinander der Kliniken untereinander sowie mit den Vertragsärzten der Region oder neue Strukturen für den Rettungsdienst. Hennicke: "Dabei würde auch der Ausbau der A14 in der Altmark enorm helfen."Bessere Versorgungsstrukturen aber dürften das Land nicht aus seiner Zahlungspflicht für notwendige Krankenhausinvestitionen entbinden. "Die müssen kommen", sagt der TK-Chef. Mittlerweile warten Sachsen-Anhalts Kliniken auf über 800 Millionen Euro, müssen Kredite aufnehmen oder Investitionskosten von den Geldern der Krankenkassen abzweigen, die aber für Personal und medizinische Leistungen vorgesehen sind. "Das geht nicht und das geht vor allem auf Dauer nicht gut", sagt Hennicke.. Vordringlich sollten die Mittel aus dem Strukturfonds in voller Höhe zur Verfügung gestellt werden.

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