Pilotprojekt

Vorhang auf für den Telearzt!

Akutes Gesundheitsproblem, und der eigene Haus- oder Facharzt ist nicht verfügbar? In zwei Regionen in Baden-Württemberg feiert das Fernbehandlungs-Projekt "DocDirekt" für Kassenpatienten seine Premiere.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Via Videotelefonie können Arzt und Patient miteinander kommunizieren.

Via Videotelefonie können Arzt und Patient miteinander kommunizieren.

© agenturfotografin / stock.adobe.com

STUTTGART. Am kommenden Montag (16. April) startet in zwei Regionen in Baden-Württemberg eine neue Form der Patientenversorgung: GKV-Versicherte aus Stuttgart und Tuttlingen können sich dann erstmals telemedizinisch beraten und behandeln lassen.

Zum Start des Projekts stehen rund 35 Teleärzte zur Verfügung, alle sind niedergelassene Ärzte in Baden-Württemberg.

Angesprochen werden sollen von DocDirekt gesetzlich Krankenversicherte in den beiden Regionen mit einem akuten Gesundheitsproblem, die ihre eigenen Haus- oder Fachärzte nicht erreichen können. Sie können von Montag bis Freitag zwischen 9 und 19 Uhr in einem Callcenter anrufen oder alternativ sich per App oder online melden.

Eigens geschulte Medizinische Fachangestellte nehmen in der KV Personalien und Krankheitssymptome auf und klären die Dringlichkeit. Liegt kein Notfall vor, erstellt die MFA ein virtuelles "Ticket", das die Teleärzte aufrufen können.

Ziel ist es, dass die Patienten binnen 30 bis 40 Minuten einen Rückruf erhalten, sagte KV-Vorstandsvize Dr. Johannes Fechner bei der Vorstellung von DocDirekt am Mittwoch.

Telemedizinische Angebote als Ergänzung

Kann das Gesundheitsproblem telemedizinisch nicht abschließend gelöst werden, steht in Stuttgart und Tuttlingen ein Pool von niedergelassenen Ärzte bereit, die am gleichen Tag Behandlungstermine anbieten. Dabei handelt es sich insbesondere um Haus- und Kinderärzte, Gynäkologen und Orthopäden, so Fechner.

Beispiele aus dem Ausland hätten längst gezeigt, dass der klassische Arzt-Patienten-Kontakt durch telemedizinische Angebote ergänzt werden kann, "weil die Menschen das so wollen", sagte KV-Vorstandschef Dr. Norbert Metke. Deutschland hinke hier weit hinterher.

Möglich geworden ist DocDirekt überhaupt erst durch eine Änderung der Berufsordnung durch die Landesärztekammer. Die ausschließliche Fernbehandlung ist im Südwesten nur im Rahmen von Modellprojekten möglich. Dabei ist eine Evaluation obligatorisch – beauftragt worden ist damit das Institut für Allgemeinmedizin der Universität Lübeck.

Vorgesehen war ursprünglich auch die Möglichkeit, dass die Teleärzte elektronische Rezepte für verschreibungspflichtige Medikamente ausstellen. Wegen juristischer Bedenken habe die KV davon aber Abstand genommen, sagte Fechner der "Ärzte Zeitung".

App entwickelt

Die Teleärzte erhalten 25 Euro je Anruf – außerhalb der budgetierten Gesamtvergütung (MGV). Poolpraxen, die zeitnahe Termine anbieten, wird ein Fallwertzuschlag von 20 Euro offeriert; auch hier erfolgt die Vergütung außerhalb der MGV. Die Kassen beteiligen sich mit rund 1,6 Millionen Euro an dem Projekt.

Als Kooperationspartner hat die KV das Unternehmen TeleClinic ins Boot geholt. Sein Haus stelle die technische Infrastruktur zur Verfügung, damit sich Teleärzte auf ihre ureigenen Aufgaben konzentrieren können, sagte Professor Reinhard Meier, medizinischer Leiter der TeleClinic. Das Unternehmen hat für DocDirekt eigens eine App entwickelt.

Größte Unbekannte in dem Projekt ist die Zahl der erwarteten Anrufer. "Wir haben keine Ahnung", bekannte KV-Vize Fechner.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Renner oder Rohrkrepierer?

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