Anlagen-Kolumne
Der Markt hat immer Recht
Im Moment steht es Spitz auf Knopf. Es gibt genügend fundamentale Argumente, ein düsteres Börsenbild zu zeichnen. Es gibt aber auch etliche gute Gründe, die für anhaltende Aktieninvestments sprechen. Die Beschäftigung mit diesen Argumenten ist allerdings eine Wissenschaft für sich und bietet keine Garantie auf Richtigkeit. Eine pragmatische Weisheit unter Börsianern lautet daher: "Der Markt hat immer Recht". Gemeint ist, man sollte nicht zu sehr an eigenen Überzeugungen klammern sondern flexibel bleiben.
Derzeit sind Marktbebachter mit zwei simplen Dingen konfrontiert. Erstens befinden wir uns in einer saisonal schwierigen Phase. Statistisch sind zwischen Mai und September keine großen Kurssprünge zu erwarten. Zweitens befinden sich sowohl der US-Markt, als auch der europäische und deutsche Markt haarscharf über der viel beachteten 200-Tagelinie.
Für sich genommen ist es total belanglos, ob die Kurse an, über oder unter diesem gleitenden Durchschnitt notieren. Da an der Börse aber immer nur mit Wahrscheinlichkeiten gehandelt wird und sich niemand jemals wirklich sicher sein kann, wird man die meisten Akteure dabei erwischen, wie sie sich in unsicheren Zeiten doch an Chartentwicklungen orientieren.
Werden aus irgendwelchen Gründen diese 200-Tage-Durchschnitte nach unten durchbrochen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass negative Nachrichten stärker wahrgenommen werden und der Markt zur Schwäche neigt. Doch solange diese Unterstützung hält, wäre es verfrüht, das Handtuch zu werfen.
Fazit: Fällt der Markt in den nächsten Tagen nur um zwei bis drei Prozent, dann sollte man als vorsichtiger Anleger mindestens für einen Teil des Portfolios die Reißleine ziehen. Vermutlich würden zyklische Sektoren dann stärker leiden, denn die waren die großen Gewinner des letzten Jahres, als der konjunkturelle Rückenwind geholfen hat.