Inflation ist auf dem Parkett kein Thema - Aktien werden für Anleger wieder interessant

Noch vor wenigen Wochen war Inflation das Hauptthema für Anleger. Inzwischen hat sich der Wind gedreht: Erdöl, Gold und der Euro büßten an Wert ein. Der Gewinner ist der Rentenmarkt - auch Aktien könnten profitieren.

Von Jürgen Lutz Veröffentlicht:
Bald wieder Grund zur Freude an der Börse? Das Bild zeigt zwei Händler auf dem Frankfurter Parkett, die im Jahr 2000 darüber jubelten, dass der Dax über die 7000-Punkte-Marke schoss.

Bald wieder Grund zur Freude an der Börse? Das Bild zeigt zwei Händler auf dem Frankfurter Parkett, die im Jahr 2000 darüber jubelten, dass der Dax über die 7000-Punkte-Marke schoss.

© Foto: dpa

Seit einigen Wochen entweicht massiv spekulative Luft aus den Rohstoffmärkten - die Kurse sinken. Das bedeutet aber nicht, dass der langfristige Aufwärtstrend, der vor Jahren bei den Rohstoffen begann, nun gebrochen ist. Anleger sollten sich aber im Klaren darüber sein, dass diese heftige Korrektur nicht in der nächsten Woche abgeschlossen sein wird. Im Gegenteil: Nach einer Zwischenerholung können die Rohstoffe noch einmal deutlich an Wert verlieren.

Stellt sich die Frage: Wenn das Geld, das die Notenbanken mit Zinssenkungen und Liquiditätsspritzen in die Märkte gepumpt haben, weder in Aktien noch in Rohstoffe fließt - wohin geht es dann? Im Grunde gibt es außer den Währungen nur drei Möglichkeiten, an der Börse anzulegen: Aktien, Rohstoffe oder Anleihen. Und genau in die Anleihen strömt seit Ende Juli Geld.

Angezeigt wird das durch den Kurs des Euro-Bund Future. Dieser repräsentiert eine Schuldverschreibung der Bundesrepublik Deutschland mit einem Zins von sechs Prozent. Der Punkt ist: Wenn der Kurs des Bund Future steigt, dann fallen die langfristigen Zinsen, der Inflationsdruck nimmt ab und Kredite werden billiger. Fällt hingegen der Bund Future, dann steigen die Zinsen am Kapitalmarkt und auch der Inflationsdruck.

Finanzprofis glauben an sinkende Zinsen

Aus dem jüngsten Anstieg des Bund Future kann man Folgendes herauslesen: Für die Finanzprofis, die täglich mit Millionen und Milliarden Euro handeln, ist Inflation kein Thema mehr. Sie gehen von einer rückläufigen Teuerung aus - sonst würde der Anleihekurs nicht steigen.

Es sieht zudem danach aus, als ob der Bund Future seinen langjährigen Aufwärtstrend seit Anfang der 90er-Jahre wieder aufnimmt. Ein solches Signal ist selten; in den vergangenen Jahren gab es dieses nur 1996 und 2002. Und wenige Wochen nach diesem Signal setzten die Aktienmärkte zu sehr rentablen Rallyes an.

Für Aktienanleger ist das also eine gute Nachricht. Die Zusammenhänge sind Folgende: Erstens machen sinkende Zinsen Aktien im Vergleich zu Anleihen attraktiver - schließlich erhalten Anleihebesitzer jetzt geringere Zinsen als vor wenigen Monaten. Zweitens gehen die Kosten der Unternehmen für längerfristige Kredite zurück, was Investitionen rentabler macht, Expansionen begünstigt und die Gewinne steigen lässt. Drittens signalisieren sinkende Langfrist-Zinsen, dass das Thema Inflation erst einmal vom Tisch ist. Und das beruhigt die Nerven der Anleger.

All dies wirkt sich mit einer gewissen Zeitverzögerung positiv auf die Aktienkurse aus, wie die Vergangenheit zeigt. Im Juli 2002 gab der Bund Future ein Kaufsignal auf langfristiger Basis. Danach startete der Dax im April 2003 den großen Aufschwung, der Anfang 2008 scharf abgebremst wurde.

Im September 1996 signalisierten die Anleihemärkte ebenfalls, dass die Zinsen für einen längeren Zeitraum sinken würden. Und tatsächlich fielen die Kapitalmarkt-Zinsen von da an zweieinhalb Jahre lang. Geld war billig, das feierten die Aktienmärkte gebührend.

Anleger sollten davon ausgehen, dass sich diese Tendenz auch diesmal durchsetzen wird. Denn langfristig folgen die Finanzmärkte gewissen Gesetzen. Und eines davon lautet: Wenn die langfristigen Zinsen sinken, die Inflation also keine Gefahr darstellt und Geld billig ist, werden Aktien im Vergleich zu Anleihen und Rohstoff-Investments interessant.

Das Jammertal dürfte bald durchschritten sein

Damit dürften die Aktienmärkte in einigen Wochen oder spätestens Monaten die endgültige Trendwende aus dem Jammertal von 2008 hinbekommen. Bis dahin sollten langfristig ausgerichtete Anleger ihr Pulver trocken halten. Wer sicher gehen will, kauft Fonds, Aktien oder Zertifikate auf den Dax erst, wenn der Index am Ende einer Woche über 7232 Punkten notiert.

Übrigens: Auch für künftige Häuslebauer ist der Aufwärtstrend bei den Anleihen eine gute Nachricht sein. Denn wenn die langfristigen Zinsen sinken, kann man mit etwas Geduld die eigenen vier Wände günstiger finanzieren.

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