Zertifikate: Das Pleiterisiko der Bank lässt sich prüfen

NEU-ISENBURG (lu). Zertifikate haben seit der Pleite der Bank Lehman Brothers einen schweren Stand. Drastisch wurde deutlich: Geht die ausgebende Bank pleite, ist das Papier wertlos. Es gibt jedoch eine Möglichkeit, objektiv das Emittenten-Risiko zu prüfen.

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An der Börse sind Investments in Zertifikate nicht mehr groß gefragt.

An der Börse sind Investments in Zertifikate nicht mehr groß gefragt.

© Foto: dpa

Der Deutsche Derivate Verband (DDV) schätzt, dass das in Zertifikate investierte Vermögen bis zum Jahresende deutlich abschmelzen wird. Belief es sich vor einem Jahr noch auf 140 Milliarden Euro, dürfte es nach Schätzung des DDV bis zum Jahreswechsel um 30 Prozent auf 100 Milliarden Euro zurückgehen.

Zu dieser Entwicklung tragen nicht nur die Lehman-Pleite bei, sondern auch die extrem schwankenden Märkte. So mussten viele Anleger mit ansehen, wie sich der Schutz, den sie sich etwa von Bonus-Papieren versprachen, in Luft auflöste. Allein im September durchbrachen nach einer Untersuchung der Ratingagentur Scope drei Viertel aller Bonus-Zertifikate auf den Deutschen Aktienindex ihre Sicherungsschwelle. In der Folge machten die Papiere den Absturz des Dax im Oktober von 5865 auf bis zu 4000 Zähler mit.

Gleichwohl sollten Anleger Zertifikate nicht völlig aus ihrem Blickfeld schieben, sagt Ottmar Wolf von der Vermögensverwaltung Wallrich Asset Management in Frankfurt am Main. Denn, so Wolf: "Damit lassen sich Strategien umsetzen, die bei Aktien oder Fonds nicht möglich sind - etwa die, Aktien oder Indizes mit einem Rabatt zu kaufen (Discount-Zertifikate) oder von fallenden Börsen zu profitieren (Reverse-Zertifikate)." Zum anderen könnten die Emittenten schneller auf Entwicklungen reagieren als eine Fondsgesellschaft.

Wichtig sei, dass Anleger nur solche Zertifikate kaufen, deren Konstruktion sie tatsächlich verstehen. Zudem sollten die Papiere nur einen kleinen Teil des Vermögens ausmachen und unbedingt von finanzstarken Emittenten stammen. Um letzteres zu prüfen, müssen Anleger nicht mehr auf die Bewertungen von Rating-Agenturen vertrauen.

Stattdessen kann man prüfen, wie sich die Banken selbst bewerten. Diese Information erhalten Anleger auf der Website des Deutsche Derivate Verbands (www.deutscher-derivate-verband.de; dort auf "Transparenz" klicken, dann auf "Bonität: Credit Spreads"). Die dort angegebene Punktzahl gibt an, welche Prämie zu zahlen ist, um einen Ausfall der Schuldverschreibungen der Bank abzusichern. Dabei gilt: Je niedriger die Prämie ausfällt, desto besser. Denn: Eine geringe Risikoprämie spricht für hohe Bonität.

Am besten bewertet wird derzeit die französische BNP Paribas, gefolgt von ABN Amro, der Commerzbank und Dresdner Bank. Die schlechteste Bewertung hat Morgan Stanley, gefolgt von Goldman Sachs, Nomura, der Citigroup und Merrill Lynch.

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