Traum von der Riesenrad-Rendite wird für Anleger zum Albtraum

Mit Riesenrädern in Europa, Asien und Nordamerika wollte DBM Fondsinvest Anlegern hohe Renditen bescheren. Jetzt ist der Fonds in Schieflage geraten.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Das höchste Riesenrad Europas sollte in Berlin entstehen - auch zum Nutzen von Anlegern.

Das höchste Riesenrad Europas sollte in Berlin entstehen - auch zum Nutzen von Anlegern.

© Foto: ArtmannWittewww.fotolia.de

175 Meter hoch soll es direkt neben dem Berliner Zoo in den Himmel der Hauptstadt ragen. Wird es einmal fertig gestellt, wäre das "Great Berlin Wheel" das höchste Riesenrad Europas. Doch ob das Vorhaben je Realität wird, weiß derzeit niemand. DBM Fondsinvest, eine Tochter der zur niederländischen ABN Amro-Gruppe gehörenden Privatbank Delbrück Bethmann Maffei, hat zwar insgesamt 208 Millionen Euro bei 10 000 Anlegern für seinen geschlossenen Immobilienfonds Global View eingesammelt, um neben dem Berliner Aussichtsrad auch Riesenräder in Peking und dem Freizeitparadies Orlando in Florida zu errichten.

Doch von dem Geld wurden bereits rund 180 Millionen Euro für den Kauf von Grundstücken, Projektentwicklungs- und Fundamentarbeiten in China ausgegeben - ohne zuvor feste Zusagen von Banken für Kredite zur Finanzierung der weiteren Arbeiten zu haben. Allein für das Berliner Rad waren Kredite über 70 Millionen Euro eingeplant. Doch aus dem Fondsvermögen waren 50 Millionen Euro für das Grundstück und Planungsarbeiten geflossen, ohne dass für die darüber hinaus benötigte Finanzierung eine Kreditzusage vorlag.

"Es werden derzeit Gespräche mit mehreren Banken geführt", sagt Christian Harreiner, Geschäftsführer der DBM Fondsinvest. Nur für das Vorhaben in Peking war eine Kreditfinanzierung festgezurrt worden. Weil sich der Baubeginn jedoch verzögerte, müsse mit den Banken nun über eine Neugestaltung der Finanzierung verhandelt werden.

Deutsche Institute zögern, Kredite für das Berliner Rad bereitzustellen. "Das Projekt ist völlig unprofessionell angegangen worden", sagt ein Kreditmanager einer großen Bank. Das Grundstück am Zoo wurde ohne Baugenehmigung erworben. Die hat die Stadt Berlin bis heute nicht erteilt, weil inzwischen auf dem Grundstück Asbest gefunden wurde.

Erschwerend komme hinzu, dass der erste Riesenrad-Fonds von DBM unter Plan liegt, sagt der Kreditmanager. Mit rund 50 Millionen Euro Eigenkapital von knapp 1000 Anlegern hatte der bereits 2005 aufgelegte Fonds ein 165 Meter hohes Aussichtsrad in Singapur errichtet. Doch die Zahl der Fahrgäste ist geringer als erwartet. Statt der im Fondsprospekt versprochenen Ausschüttungen zwischen acht und 19 Prozent erhalten die Anleger derzeit gar kein Geld.

Anwältin Katja Fohrer von der Münchner Kanzlei Mattil bereitet nun für Anleger Schadensersatzklagen gegen jene Banken vor, die den Global View vertrieben haben. Neben Delbrück Bethmann Maffei selbst zählen dazu die Deutsche Bank, die Citibank und das Bankhaus Wölbern. "Die Banken hätten die Anleger darüber informieren müssen, dass das Kapital nach dem Fondskonzept bereits ohne gesicherte Kreditfinanzierung investiert werden durfte", sagt Fohrer. Außerdem hätten die vermittelnden Banken offen legen müssen, dass sie "eine Provision von zehn Prozent für den Verkauf der Fondsbeteiligung erhalten".

"Die Deutsche Bank wird mit allem Nachdruck die Interessen der Anleger unterstützen", sagt eine Sprecherin des Instituts. Sie will sich aber nicht dazu äußern, ob damit auch ein Kreditengagement der Bank zugunsten des Fonds gemeint ist.

Geschlossene Fonds

Bei geschlossenen Fonds gehen Anleger unternehmerische Beteiligungen ein. Ist der Fonds als Kommanditgesellschaft (KG) konzipiert, haften die Investoren nur mit dem eingesetzten Kapital. Bei Fonds, die als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) aufgelegt wurden, müssen die Anleger sogar mit ihrem gesamten persönlichen Vermögen haften. Experten warnen deshalb ausdrücklich vor Investments in GbR-Fonds. (hai)

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