Anlagenkolumne

An Zertifikaten verdienen vor allem Emittenten und Vertrieb

Investmentfonds eignen sich für Anleger besser als Zertifikate. Hier sind Investoren gegen Insolvenz geschützt und zahlen keine hohen Provisionen.

Von Gottfried Urban Veröffentlicht:

Kaum zu glauben, aber wahr: Jeder dritte Bankberater gibt an, dass der Vertriebsdruck seit Ausbruch der Krise eher zu- als abgenommen hat. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie. Da passt es ins Bild, wenn Anlagezertifikate mit Garantien im Moment eine Renaissance erleben. Zertifikate? Richtig: Das waren die Papiere, die den Banken dicke Gewinne und den Anlegern satte Verluste bescherten.

Den komplexen Zertifikaten wurden jetzt oftmals neue Namen verpasst: "Anleihen mit Sonderausstattung" etwa. Mit den vermeintlich neuen Produkten sollen wieder konservative Anleger geködert werden, die den sicheren Hafen suchen. Die Ursachen für die neuerliche Fehlentwicklung liegen auf der Hand: Nach wie vor sind komplexe Zertifikate das margenstärkste Geschäft im Wertpapierbereich. So kam es in der Vergangenheit nicht selten vor, dass bei komplexen Zertifikaten neben der Dividende, die dem Kunden vorenthalten wurde, auch noch eine Provision von zehn Prozent und mehr zwischen Emittent und Vertrieb aufgeteilt werden konnte. Margen, die es weder beim Einlagengeschäft noch bei normalen Investmentfonds gibt. Verlockend sind auch die kurzen Laufzeiten.

Denn damit können arglose Anleger zur regelmäßigen Wiederanlage in neue Produkte bewegt werden. Das hält die Provisionsmaschinerie am Laufen.

In Wahrheit handelt es sich um Zertifikate so wie sie seit Jahren angeboten werden. Preisvergleiche sind unmöglich, da jedes Zertifikat anders ausgestaltet ist. Der Anleger muss die Preisbildung aber verstehen können. Das ist jedoch bei Zertifikaten, die mit Derivaten (Swaps, Optionen und Futures) arbeiten, praktisch unmöglich.

Wenn auch nur ein Derivat eingesetzt wird, Finger weg - es sei denn, das Derivat dient zur Absicherung von Währungsrisiken. Auch der Zertifikatehandel an der Börse ist unfair. Den Markt macht nämlich allein der Emittent. Obwohl die Probleme bei der Konstruktion von komplexen Zertifikaten und dem Zertifikatehandel mit Händen zu greifen sind, hält sich die staatliche Finanzmarktaufsicht hier komplett raus.

Wenn Berater ein Zertifikat schmackhaft machen, sollten Anleger mal nach der Dividende fragen. Denn die sollte beim Anleger landen. Indexprodukte mit Dividendenreinvestition sind aber nicht gern gesehen, da sie zu wenig Provision abwerfen. Welche Anforderung sollte man also an ein Zertifikat stellen? Es reichen einfache Basisprodukte, die keine Derivate enthalten und zusätzlich gegen Insolvenz des Anbieters absichern.

Besser als mit Zertifikaten fahren Anleger mit Investmentfonds. Hier ist die Preisbildung klar geregelt und die Kosten sind im Rechenschaftsbericht offen gelegt. Zudem ist das Geld im Fonds auch bei Insolvenz der Kapitalanlagegesellschaft zu 100  Prozent geschützt. Jeder Anleger kann sich den Investmentfonds, der zu seinen Anlagezielen passt, aussuchen. Idealerweise sollte man auch hier auf mehrere Investmentfonds mit verschiedener Ausrichtung setzen.

Für die Altersvorsorge würde ich in Fonds anlegen, die auf Sach- und Substanzwerte setzen. Die Gelder für die kurz- und mittelfristigen Anschaffungen können trotz niedriger Zinsen auf Geldkonten oder sicherheitsorientierten Investmentfonds geparkt werden. Für die Altersvorsorge sind diese Bestandteile jedoch nur bedingt geeignet, da diese zu wenig Schutz vor Inflation bieten.

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