Deflations-Gewinner blühen weiter auf

Starke Schwankungen an den Börsen prägten das erste Halbjahr. Doch nur wenigen Anlegern ist bewusst, dass bislang fast nur Anlageklassen Gewinne verzeichnen, die bei einer Deflation profitieren: Anleihen und Gold.

Von Jürgen Lutz Veröffentlicht:
Weiteres Wachstum versprechen etwa Anleihen.

Weiteres Wachstum versprechen etwa Anleihen.

© Sven Hoppe / Panther Media

Die ersten sechs Monate des laufenden Jahres sind vergangen. "Für Investoren stellt dies eine gute Gelegenheit dar, sich die Entwicklung der Anlageklassen anzuschauen, um Schlussfolgerungen für das eigene Vermögen zu ziehen", sagt Michael Reuss von der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung mit Sitz in München. Leider fällt der Rückblick wenig erfreulich aus.

Aktienindizes liegen eher im Minus

Konkret: Der Aktienindex Euro Stoxx 50, der die Kursentwicklung der 50 Unternehmens-Schwergewichte im Euro-Raum repräsentiert, notierte in der Spitze 15 Prozent unter dem Niveau des Jahresanfangs. Aktuell beträgt das Minus rund sieben Prozent. Ähnlich erging es den US-amerikanischen Indizes, die Verluste von bis zu 20 Prozent verbuchten. Der Dax und der Dax Global BRIC als Index der Schwergewichte in Brasilien, Russland, Indien und China (BRIC) halten sich aktuell mit einem Plus von jeweils vier Prozent besser als die Konkurrenz. Allerdings sollten Anleger davon Abstand nehmen, deswegen vorbehaltlos auf die BRIC-Staaten zu setzen: So verbucht etwa der chinesische Shanghai A-Index seit Jahresbeginn ein Minus von 27 Prozent.

Auch die Rohstoff-Indizes, die im Jahr 2009 nach dem vorherigen Crash um rund 50 Prozent zulegen konnten, sind in diesem Jahr deutlich unter Wasser. So stand der Rogers Commodity Tracker Index zeitweise 18 Prozent in den Miesen, derzeit sind es zehn Prozent. Der größte Verlierer des ersten Halbjahrs ist jedoch der Euro: Er verlor gegenüber dem US-Dollar zeitweise ein gutes Fünftel an Wert. Angesichts der Billionen-Umsätze an den Devisenmärkten sei eine solche Schwankung für eine Währung "extrem stark", so Reuss.

Auf der Gewinnerseite steht der klassische Profiteur eines deflationären Szenarios: Staatsanleihen (noch) solventer Staaten. So legte der Rentenindex Bund Future, der sich umgekehrt entwickelt wie die Zinsen für 10-jährige deutsche Staatsanleihen, um fast sieben Prozent zu - angesichts der hohen Volumen für Terminkontrakte am Rentenmarkt ebenfalls ein beachtlicher Zuwachs. Im Gegenzug gingen die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen auf 2,5 Prozent im Jahr zurück. In den USA schoss der T-Bond-Future für 30-jährige Anleihen um satte zwölf Prozent hoch.

Mit den Rentenindizes auf Gipfelsturm war Gold. Gemessen in Euro, legte das Edelmetall von gut 750 auf bis zu 1050 Euro zu. Dieses Plus von 40 Prozent reflektiert die Schwäche der Gemeinschaftswährung angesichts der Schuldenkrise in der EU. Auch beim aktuellen Stand von 920 Euro liegt Gold in Sachen Halbjahres-Performance klar vorne.

Sind Aktien und Gold der sichere Hafen?

Zu einer ähnlichen Entwicklung der Anlageklassen kam es bereits zwischen Herbst und Frühjahr 2008/09, in jener Phase also, als die US-Immobilienkrise in der Bankenkrise gipfelte. Damals stieg Gold in Euro ebenfalls um über 40 Prozent; der Bund Future schoss um 15 Prozent hoch. Zeitgleich brachen über Monate hinweg sämtliche anderen Anlageklassen ein: Aktien, Rohstoffe und der Euro. Kommt es jetzt wieder so? Trotz des Erstarkens der deflationären Kräfte will sich Reuss noch nicht festlegen. Denn: "Auch eine rasche Inflationierung ist nicht auszuschließen, falls die Staaten jede Haushaltsdisziplin ablegen und die Notenbanken erneut größere Geldmengen in die Märkte pumpen sollten", so der Vermögensverwalter.

In diesem Fall würden die Anleihekurse abstürzen und Sachwerte wie Aktien, Immobilien und Gold gefragt sein. Reuss rät daher, möglichst flexibel zu bleiben, breit zu streuen, keine langen Bindungen einzugehen und nur Qualitätstitel zu kaufen: "So bleibt man für beide Szenarien flexibel genug und kann sich zu gegebener Zeit festlegen."

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