Der Sprung in die Selbstständigkeit wird immer teurer

Eine eigene Arztpraxis zu gründen oder zu übernehmen - das geht ganz schön ins Geld. Die Apotheker- und Ärztebank hat jetzt eine aktuelle Analyse über die Finanzierungsvolumina vorgelegt.

Von Antonia von Alten Veröffentlicht:

DÜSSELDORF. Die eigene Praxis steht bei Ärzten in Deutschland nach wie vor hoch im Kurs. Zumindest bei den mehr als 3700 Jung-Praxischefs, die in den Jahren 2008 und 2009 die Finanzierung ihrer Praxis in die Hände der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) gelegt haben. Die Analyse dieser Existenzgründungen liegt jetzt vor. (wir berichteten)

Trotz geringer Inflationsrate muss für Praxisgründungen und -übernahmen von Jahr zu Jahr mehr Geld bezahlt werden: Im Vergleich zu 2004/2005 sind es in den alten Bundesländern fast acht Prozent mehr für Neugründungen - 2008/2009 betrug das durchschnittliche Finanzierungsvolumen 124  000 Euro, (vier Jahre davor waren es 115 000 Euro) und 14 Prozent mehr für Übernahmen von Hausarztpraxen (162 000 Euro statt 142 000 Euro).

Finanzierung neue Praxis: Nach Angaben der apoBank wird das meiste über Kredite finanziert.

Günstiger als im Westen kommen Hausärzte in den neuen Bundesländern an Praxen: Dort liegen die Finanzierungsvolumina für Neugründungen bei 98 000 Euro - das ist sogar ein Prozent weniger als 2004/2005. Verglichen mit den Zahlen im Westen ist eine Neugründung dort um 21 Prozent günstiger, die Übernahme einer bestehenden Praxis sogar um 33 Prozent günstiger. Doch scheint auch dieser vergleichsweise günstige Einstiegspreis Jungärzte nicht zu locken - auch im Osten gibt es Hausärztemangel.

Einen Einblick in die Entwicklung der Praxiswerte gibt die Aufschlüsselung der Finanzierungsvolumina bei Übernahmen von Einzelpraxen. Dieser Wert setzt sich zusammen aus dem Übernahmepreis (Substanzwert plus Goodwill), den Praxisinvestitionen (medizinisch-technische Geräte, Einrichtung und Baukosten) sowie einem Betriebsmittelkredit.

Die reinen Übernahmepreise für Hausarztpraxen sind zwischen den beiden Vergleichszeiträumen im Westen immerhin gestiegen. 2008/2009 haben Existenzgründer in den alten Bundesländern rund 84 000 Euro für den Substanzwert und den Goodwill gezahlt, 2004/2005 waren es noch 80 000 Euro.

Zu große Hoffnung auf steigende Praxiswerte ist jedoch nicht am Platz. Denn: Nicht in der Statistik erfasst sind natürlich die Praxen, für die kein Käufer gefunden wurde und deren Praxiswert sozusagen auf Null gesunken ist.

Und: Im Osten ist von steigenden Preisen keine Rede: Hier sind die durchschnittlichen Übernahmepreise in den vergangenen Jahren sogar gesunken: von 55 000 Euro 2004/2005 auf 46 000 Euro im Zeitraum 2008/2009. Dass die Finanzierungvolumina für die Praxisübernahmen dennoch leicht gestiegen sind, liegt laut apoBank vor allem an wesentlich höheren Kosten für medizinisch-technische Geräte.

Nach Angaben der apoBank finanzieren die meisten Existenzgründer ihre Praxen fast vollständig über Kredite - das Eigenkapital der Ärzte ist demnach eine vernachlässigbare Größe.

Die Existenzgründeranalyse steht auf www.apobank.de "Existenzgründer"

Mehr als 3700 Existenzgründungen von Ärzten hat die apoBank 2008 und 2009 finanziert. Nach eigenen Angaben hat die Bank damit einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent aller deutschen Praxisfinanzierungen. Gemeinsam mit dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) hat die apoBank die zuvor anonymisierten Daten ausgewertet.

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kommunikation und Datenschutz

Neue Perspektiven für IT in der Praxis

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“