Ökologische und ethische Invests im Trend

"Grüne" Banken sind immer mehr im Aufwind. Viele Kunden wollen ihr Geld in ökologische und ethisch vertretbare Anlagen investieren. Jedoch sind die Renditen im Vergleich zu herkömmlichen Banken gering.

Von Maryam Schumacher Veröffentlicht:
Solarenergie oder Windkraft liegen bei Anlegern hoch im Kurs. Von diesem Trend profitieren "grüne" Banken.

Solarenergie oder Windkraft liegen bei Anlegern hoch im Kurs. Von diesem Trend profitieren "grüne" Banken.

© imagestalk / fotolia.com

BERLIN Die Themen "Öko" und "Ethik" finden in der Gesellschaft immer mehr Anklang. Einige Banken erkennen den Trend und setzen offensiv auf Nachhaltigkeit.

Sogenannte "Ökobanken" fördern etwa mit dem Geld ihrer Kunden ökologische und soziale Projekte. Die kleine Branche mit etwa zehn Banken in Deutschland erlebt für ihre Verhältnisse einen großen Zulauf.

Potenziell acht bis zehn Millionen Kunden im Markt

Bei der Umweltbank in Nürnberg kamen in diesem Jahr 1000 neue Kunden hinzu. "Wir brauchen keine Lockangebote", sagt Firmensprecher Alexander Stark. Auch die GLS Bank mit Sitz in Bochum freut sich über Zuwachs. Mittlerweile zählt sie 91.000 Kunden.

Alleine im vergangenen Jahr kamen 18.000 neue Kunden hinzu, so viel wie nie zuvor. Das Potenzial im Markt schätzt GLS-Sprecher Christof Lützel aber weit höher, nämlich bei acht bis zehn Millionen Menschen in den kommenden zehn Jahren.

Als wirkliche Konkurrenz nehmen etwa die Sparkassen die kleinen Institute aber nicht wahr. "Wir haben 50 Millionen Kunden und genießen mit Abstand das größte Vertrauen", sagt der Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Stefan Marotzke.

Nachhaltige Geldanlagen gewinnen aber immer mehr an Bedeutung. Einige Sparkassen bieten mitlerweile Sparbriefe an, mit denen Solar-Anlagen finanziert und Ökostrom gefördert werden.

 Aber auch andere Gesellschaften versuchen mit der Auflage einzelner Ethik-Anlagen die Kunden bei der Stange zu halten. Zu ihnen zählen auch kirchliche Institute, wie die Steyler Bank, die das Geld hauptsächlich für Hilfsprojekte in der katholischen Mission geben.

Die Renditen der alternativen Banken sind jedoch vergleichsweise gering, teilweise wird Tagesgeld zu niedrigen Zinsen angelegt - kein Anreiz für kleine Sparer also, die auf hohe Rendite aus sind.

Dafür sind die Zinsen für Kredite abhängig vom Markt, aber auch von den Zielen des damit finanzierten Projektes. Der Bank kommt es darauf an, wie nachhaltig das Vorhaben umgesetzt wird.

"Je umweltfreundlicher und energiesparender, desto günstiger der Zins", sagt GLS-Sprecher Lützel. Aktuell liege der Zins in der Baufinanzierung bei 4,05 Prozent. Im September 2010 waren es 3,6 Prozent.

Die Krise ist aber nicht der einzige Grund, warum die "grünen" Banken profitieren. "Nachhaltiges Leben ist das Stichwort - dazu gehört auch ein nachhaltiges Bankgeschäft", sagt Lützel.

"Die Menschen haben angefangen 'bio' zu kaufen - peu à peu haben sie begonnen, Ökostrom zu nutzen, Naturkosmetik zu verwenden, verbrauchsarme Autos zu kaufen und umweltverträglich hergestellte Kleidung zu tragen."

Waffen, Atom, Gentechnik und Kinderarbeit sind tabu

Um sich zusätzlich von den konventionellen Geldhäusern zu unterscheiden, setzen die alternativen Banken auf Transparenz. "Die Thüringer Ethikbank bezeichnet sich selber als gläserne Bank", sagt Vorstandsmitglied Sylke Schröder.

Im Internet sind detailliert die Anlagekriterien beschrieben. Eine Negativliste führt die Bereiche auf, die tabu sind. Etwa: Waffen, Atom, Gentechnik und Kinderarbeit.

Damit scheiden laut Ethikbank etliche Dax-Unternehmen aus. Auch in die Staatsanleihen bestimmter OECD-Länder wird nicht investiert.

Die Bewertung von Staaten birgt allerdings größere Abwägungen: Staatsanleihen des Rüstungsexporteurs Deutschland gelten als ethisch vertretbar, während die USA auf der Negativliste erscheint. Dort sind unter anderem CO2-Emissionen und die Kriminalität zu hoch.

Ausschlaggebend dafür ist ein Nachhaltigkeitsranking der Zürcher Kantonalbank. Was als ethisch durchgeht, ist umstritten. Um mit diesem Problem ein Stück weit umzugehen, behilft man sich mit Kundenumfragen. In strittigen Einzelfragen können Kunden so über die Anlageformen mit entscheiden.

Am Ende muss jedoch jeder selber entscheiden, ob das gute Gewissen mehr Wert ist als das Geld auf dem Konto. Würde man heute 50.000 Euro bei einer herkömmlichen Bank zu drei Prozent anlegen, hätte man nach 20 Jahren gut 40.300 Euro Zinsen erwirtschaftet. Bei den Ökobanken wären es bei einem Zinssatz von 1,5 Prozent gerade mal rund 17.300 Euro. (dpa)

Schlagworte:
Mehr zum Thema

apoBank-Analyse

Frauen haben bei Praxisgründungen die Nase vorn

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System