Anlagen-Kolumne

Keine Investitionsentscheidungen aus dem Bauch heraus

Aktionismus allenthalben: Analysten torpedieren Anleger unablässlich mit Erklärungen für kurzfristige Kurssprünge. Was zählt, ist aber die langfristige Perspektive.

Von Gottfried Urban Veröffentlicht:

In Krisenzeiten reagiert die Börse besonders sensibel auf Äußerungen von Politikern, den Geschäftsklima- oder den Einkaufsmanagerindex.

Täglich erhalten wir Erklärungen, weshalb die Aktienkurse gerade exorbitant steigen oder ähnlich steil fallen. Mechanismen wie der Hochfrequenzhandel, den die Bundesregierung jetzt stärker kontrollieren will, forcieren die Kursschwankungen.

Ohne Frage: Der Anleger sollte die aktuelle Entwicklung bei seiner Investitionsentscheidung im Blick behalten. Das Tagesgeschehen darf ihn jedoch nicht zu sehr unter Druck setzen.

Nicht auf Basis von Gefühlen entscheiden

Wichtiger als kurzfristige Trends sind die Kennzahlen eines Unternehmens. In Anbetracht der täglichen Informationsflut haben viele Anleger längst den Überblick verloren. Oftmals folgen sie ihrem Herdentrieb und investieren nicht mehr rational.

Zweifelsohne sollte der Anleger wissen, welche politischen Entscheidungen die Kurse an den Märkten beeinflussen werden und dementsprechend reagieren. Doch Investitionsentscheidungen sollten nicht auf Basis von Gefühlen getroffen werden.

Denn diese können trügerisch sein. Jeder Anleger sollte - sofern er einen hat - mit seinem Vermögensverwalter eine nachhaltige und individuelle Anlagestrategie entwickeln und diese konsequent umsetzen - auch in unruhigen Zeiten.

Nach wie vor gilt die Prämisse des erfahrenen Vermögensverwalters Peter E. Huber: Geduld und Disziplin sind die Kardinalstugenden und Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Anlegen.

Vermögensverwalter keine Hellseher

Basis jeder nachhaltigen Anlagestrategie bilden die unternehmerischen Fundamentaldaten. Die zentralen Fragen lauten: Wie nachhaltig verdient das Unternehmen sein Geld? Welche Art von Waren und Dienstleistungen bietet es an? Wie stark sind die Wettbewerber? Wie kapitalintensiv ist das Geschäftsmodell? Ist die Finanzierung des Wachstums gesichert? Verfügt das Unternehmen über genügend Cashreserven, um unabhängig von den Banken zu agieren?

Vermögensverwalter sind keine Hellseher. Sie sollten aber Ahnung davon haben, wie sich die Weltwirtschaft in den nächsten Jahren (nicht Tagen!) entwickeln wird und ein profundes Wissen über die Bewertung von Aktientiteln mitbringen. Denn ein langfristiger, fundamental untermauerter Blickwinkel verhindert Fehleinschätzungen.

Stimmungen, die die Kurse kurz- und mittelfristig beeinflussen, können Langzeittrends nicht aufhalten.

Die Geschichte von dem Mann und dem Hund

Der berühmte Finanzexperte André Kostolany hat in einer mittlerweile legendären Metaphorik das Verhalten der Börse zur Wirtschaft trefflich beschrieben: "Ein Mann geht auf der Straße spazieren. Er hat seinen Hund dabei. Und wie Hunde sich verhalten, läuft er vor und kommt wieder zu seinem Herrchen zurück, oder er lässt sich zurückfallen, weil er abgelenkt wird. Am Ende kommen sie beide am gleichen Ziel an. Doch während der Mann schön langsam einen Kilometer zurückgelegt hat, ist der Hund herumgerast und hat vier Kilometer zurückgelegt. Der Mann ist die Wirtschaft und der Hund ist die Börse."

Man sollte also niemals versuchen, den Weg des Hundes zu prognostizieren, sondern sich stattdessen auf das Herrchen konzentrieren.

Das heißt: Die faire Bewertung einer Anlage spielt bei allen Investitionsentscheidungen die zentrale Rolle, egal ob es sich um Aktien, Zinspapiere oder Immobilien handelt.

Liegt der Marktpreis gerade über oder unter dem fairen Wert, das ist die Frage!

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