Anlagen-Kolumne

Aktienanleihen - nur alter Wein

Aktienanleihen locken derzeit mit Zinsen von zehn und mehr Prozent pro Jahr - bei relativ geringer Laufzeit. Doch die Papiere haben auch ihre Tücken.

Von Gottfried Urban Veröffentlicht:

Auf der Suche nach höheren Zinsen stößt man immer wieder auf Aktienanleihen. Die meist mit einer relativ kurzen Laufzeit versehenen Papiere werfen Zinsen von jährlich zehn Prozent und mehr ab.

Der Haken an der Geschichte: Das eingezahlte Kapital erhält man nur zurück, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. So ist der in den Bedingungen festgelegte Aktienwert maßgeblich, dieser Wert darf nicht unter bestimmte Kursgrenzen fallen.

Ein Beispiel ist die aktuelle Facebook-Aktienanleihe: Laufzeit ein Jahr, elf Prozent Zins garantiert zuzüglich 100 Prozent Rückzahlung.

Den Zins bekommt man in jedem Fall, doch wenn der Aktienkurs in dieser Zeit um 50 Prozent fällt, erhält man nur den Gegenwert in Facebook-Aktien zurück, also bestenfalls die Hälfte des eingesetzten Kapitals. Das Risiko ist also einseitig verteilt.

Brancheninsider erwarten einen wahren Boom bei Aktienanleihen. Tatsächlich legte der Absatz in den letzten Quartalen auch stark zu.

Bei der Strukturierung wird kräftig abkassiert - anders als bei klassischen Anleihen, bei denen der interne Provisionsspielraum angesichts der geringen Zinsen praktisch gleich null ist.

Beliebt sind kurze Laufzeiten, da dies den Banken ein stetiges Nachfolgegeschäft verspricht. Zwischen ein und zwei Prozent Provision pro Geschäft bleibt bei der Bank hängen.

Hinzu kommen die bankinternen Zusatzerträge aus der Produktstrukturierungsabteilung. Um es klar zu sagen: Wenn solche Papiere fair gerechnet sind und gut erklärt werden können, habe ich dagegen nichts einzuwenden.

Kaufen sollte man in der Regel auch nur "Gebrauchtprodukte". Nach einiger Zeit sind diese Neuemissionen an der Börse in der Regel billiger zu haben, die Platzierungsprovisionen sind bereits abgezogen.

Meist ist aber der Handel solcher Produkte eingeschränkt. Bei einem späteren Verkauf ist man auf die Kursstellung des Emittenten angewiesen, der auch hier die Hand aufhält.

Wem das zu riskant ist, dem sei ein Aktieninvestment empfohlen. Europas börsennotierte Firmen erwirtschaften pro Jahr sieben bis zehn Prozent Ertrag bezogen auf den Börsenkurs.

Die Hälfte fließt in der Regel als Dividende an die Anleger. Wer doch lieber in Zinspapiere investieren und ebenfalls Renditen von sieben Prozent und mehr pro Jahr kassieren will, muss Bonitätsrisiken in Kauf nehmen und die Papiere von Schuldnern kaufen, die finanziell nicht ganz so gut angesehen sind, etwa Anleihen von Unternehmen aus Schwellenländern.

Der Weg eines Investments sollte aus Streuungsgesichtspunkten nur über Fonds gehen. Und: Statt Aktienanleihen sollten Sie lieber auf Zinsen klassischer Anleihen ohne Nebenbedingungen setzen. Wichtig: Jeder Renditepunkt mehr bedeutet auch mehr Risiko.

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