Spanien

Solar-Fonds nicht immer von Sonne verwöhnt

Wer in spanische Solaranlagen investiert hat, könnte finanzielle Einbußen erleiden. Die Regierung in Madrid will für alle Stromerzeuger eine Stromsteuer einführen. Dies trifft auch Fonds, die in Fotovoltaik investieren.

Von Susanne Osadnik Veröffentlicht:
Erneuerbare Energien galten bisher als Renditebringer bei Anlegern. Das kann sich nun ändern - zumindest für Invests in Spanien.

Erneuerbare Energien galten bisher als Renditebringer bei Anlegern. Das kann sich nun ändern - zumindest für Invests in Spanien.

© Thaut Images / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Spanien will eine Stromsteuer einführen, um seine leeren Staatskassen zu füllen. Betroffen sind alle Stromerzeuger - auch die geschlossenen Fonds, die in Solaranlagen auf der iberischen Halbinsel investieren. Für die Anleger bedeutet das weitere finanzielle Einbußen.

Nach dem aktuellen Gesetzentwurf, der den beiden Kammern des spanischen Parlaments vorliegt, müssen alle Stromproduzenten in Spanien von 2013 an die neue Steuer zahlen - auch geschlossene Fonds, die in Spanien in Solaranlagen investieren.

Bislang hatte der spanische Staat die Entwicklung der alternativen Stromversorgung massiv vorangetrieben. Vater Staat war für den eklatanten Unterschied zwischen den künstlich niedrig gehaltenen Strompreisen und den tatsächlichen Herstellungskosten aufgekommen.

Das hat ein Milliardenloch in den Haushalt gerissen. "Die Regierung setzt alles daran, dieses Defizit in Höhe von inzwischen 28 Milliarden Euro zu reduzieren", sagt Georg Abegg, Rechtsanwalt und Partner von Rödl und Partner in Madrid.

Für die Betreiber regenerativer Energieerzeugungsanlagen heißt das, sie müssen künftig sechs Prozent ihrer Einnahmen versteuern - oder vielmehr sechs Prozent ihrer Einspeisevergütungen wieder an den Staat abführen.

"Auch vor der Einführung dieser Sondersteuer hat es sich kaum noch gelohnt, in Spanien Solarfonds aufzulegen", sagt Markus Lentz, Analyst für erneuerbare Energien bei Scope.

"Aber jetzt wird es für die Anbieter noch enger." Und für die Anleger kommt unten weniger raus: Die Fondsanbieter gehen von Renditeverlusten zwischen ein und 1,5 Prozent aus - wenn es denn bei der Steuererhöhung von sechs Prozent bleibt.

"Wir wissen noch gar nicht, in welchem Ausmaß sich das auswirken wird", sagt Hermann Klughardt, Geschäftsführer bei Voigt & Collegen, die zahlreiche Solarfonds aufgelegt haben, auch in Spanien.

Nicht nur dem Staat trauen

Betroffen wären bei Voigt & Collegen gleich mehrere Fonds, allerdings nur zum Teil. Denn das Düsseldorfer Emissionshaus hat im Publikumsbereich, der sich nur an Privatanleger wendet, keine reinen Spanienfonds aufgelegt.

So ist etwa der Fonds SolEs 21 nur zu einem Viertel in Spanien investiert, zu drei Vierteln aber in Italien, der SolEs 22 hingegen umgekehrt, zu einem Viertel in Italien und zu drei Vierteln in Spanien.

"Daher können wir auch noch nicht genau sagen, wie sich die Steuererhöhung auf die Rendite des gesamten Investments auswirken wird", so Klughardt.

Beim bayerischen Wettbewerber KGAL plant man schon konkret. "Wir werden die Ausschüttungen leicht reduzieren", kündigte Michael Ebner, Leiter Infrastruktur bei der KGAL an.

Und zwar ab 2014, wenn die staatliche Beschränkung der abzurechnenden Sonnenstunden wieder aufgehoben wird - und bis dahin nicht wiederum neue Beschränkungen drohen, die Ausschüttungen und Renditen gefährden.

Schon 2011 hatte der KGAL-Fonds Infraclass Energie 3 keine Ausschüttungen geleistet. Um der technischen Umrüstungspflicht nachzukommen, die der spanische Gesetzgeber den Betreibern von Solaranlagen auferlegt hat, gab es auch in diesem Jahr noch nichts.

Ob die Anleger bis zum Jahresende noch Geld sehen werden, ist fraglich. Ähnlich sieht es beim Schwesterfonds Infraclass Energie 4 aus: Da wurden zwar Ende 2011 statt der geplanten zehn Prozent wenigstens drei Prozent an die Anleger gezahlt.

Ob das aber auch 2012 klappen wird, ist nicht sicher. Kritische Stimmen warnen schon länger vor Investitionsprojekten, die auf staatliche Subventionen gestützt sind - egal, in welchem Land.

"Die Entwicklung in Spanien zeigt, dass Anleger langjährige Investments in Beteiligungsmodellen nicht allein aufgrund staatlicher Förderzusagen treffen sollten", sagt etwa der Münchner Fachanwalt für Kapitalanlagerecht Peter Mattil.

"Sinnvoll sind immer nur Investments, die auch ohne jegliche Subventionen dauerhafte Renditen versprechen."

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