Anlagen-Kolumne

Alle Augen schauen auf Japan

Veröffentlicht:

Jens Ehrhardt

Japans Wirtschaft wächst real und nominal nur schwach. Das Land hat im weltweiten Vergleich große demografische Probleme und verliert zusehends an Wettbewerbsfähigkeit.

Mit einer Quote von 230 Prozent des BIP ist Japan weltweit mit am höchsten verschuldet. Dennoch notiert der Yen heute handelsgewichtet etwa 50 Prozent höher als 2007. Welche Gründe sprechen dafür?

Die Schuldenlast Japans ist zwar hoch, allerdings liegen - anders als in vielen anderen hoch verschuldeten Ländern - nur sechs Prozent der Schulden außerhalb des Landes. Die Abhängigkeit vom Ausland ist damit also gering.

Daneben hat Japan eine sehr gute Leistungsbilanz. Steigt die Furcht der Japaner vor weltwirtschaftlichen Risiken, belassen sie ihre Anlagen vorzugsweise im Inland oder repatriieren Ersparnisse aus dem Ausland. Das stärkt den Yen. Dieser wird deshalb von vielen Investoren als Fluchtwährung gesehen.

Die Märkte haben sich anscheinend so an diese Logik gewöhnt, dass der Yen reflexartig gekauft wird, wenn die Risiken steigen.

Für die Zukunft stellt sich nun die Frage, wie aggressiv Shinzo Abe als Ministerpräsident - das Ergebnis der Wahlen vom Sonntag lag zu Redaktionsschluss noch nicht vor -, die Bank of Japan unter Druck setzen und wie stark sich diese der Politik der monetären Lockerung anschließen wird.

Der Yen dürfte in diesem Fall seine jahrelange Stärke beenden. Beginnt die Währung zu fallen, dürften auch Carry Trades - hierbei leihen sich Investoren günstig Geld im Yen und legen es höher verzinst neu an - wieder populärer werden und damit den Yen-Abwärtstrend beschleunigen.

Würde dies eintreten, dürfte der japanische Aktienmarkt - und hier insbesondere die Exporttitel - 2013 ihre kürzlich begonnene Aufwärtsbewegung fortsetzen. Japanische Aktien sind auch aus dem Bewertungsblickwinkel hinsichtlich der geringen Verschuldung und hohen Substanz interessant.

In jedem Fall sollte aber eine Anlageentscheidung in japanische Exportaktien nicht ausschließlich auf dem Rückenwind durch eine schwächere Währung basieren, auch das Geschäftsmodell muss genau beleuchtet werden, denn der Yen kann auch entgegen aller Erwartung lange Zeit recht stark sein.

Schlagworte:
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen