Nikkei im Aufwind

Japan-Aktien könnten sich lohnen

In Tokio steigen die Aktienkurse in atemberaubendem Tempo. Der Yen verliert gleichzeitig an Wert. Ist das ein Strohfeuer oder eine Chance für Anleger aus dem Euro-Raum?

Von Jürgen Lutz Veröffentlicht:
Die Börsenkurse an der Tokioter Börse befinden sich seit Ende 2012 in rasanter Fahrt. Der Index Nikkei 225 stieg in vier Monaten um 30 Prozent.

Die Börsenkurse an der Tokioter Börse befinden sich seit Ende 2012 in rasanter Fahrt. Der Index Nikkei 225 stieg in vier Monaten um 30 Prozent.

© Jochen Tack/imago

NEU-ISENBURG. Wofür der Dax in guten Zeiten ein ganzes Jahr benötigt, das schafft der japanische Börsenindex Nikkei 225 in drei bis vier Monaten: Seit November hat der Aktienindex an der Tokioter Börse um bis zu 30 Prozent zugelegt.

Doch der extrem steile Anstieg basiert weniger darauf, dass die Unternehmen aus eigener Kraft ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessert hätten.

Treiber ist vielmehr die Politik, die mit aller Macht der Deflation Herr werden will und nun über die Notenbank ein Inflationsziel von zwei Prozent im Jahr anstrebt.

Letzte Hoffnung auf Wachstum?

Nach Ansicht des unabhängigen Vermögensverwalters Gottfried Urban von der Neue Vermögen AG ist dies der "letzte Versuch der Japaner, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und die Verschuldungssituation in den Griff zu bekommen".

In der Tat ist der japanische Staat mit über 230 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verschuldet - eine Quote, gegen die die deutsche in Höhe von 80 Prozent geradezu verblasst. Selbst die hoch verschuldeten Amerikaner stehen mit einer Schuldenquote von rund 100 Prozent weit zurück.

Der von den Japanern nun gewählte Ausweg aus der Malaise ist der bewusste "Import von Inflation durch eine Schwächung der Landeswährung", so Urban.

Offenbar gelingt das Vorhaben: Seit November wertete der Yen im Vergleich zum US-Dollar um bis zu 15 Prozent ab, in Bezug auf den Euro waren es sogar 25 Prozent - für die Devisenmärkte sind Bewegungen dieser Größenordnung gigantisch.

Nikkei-Anstieg wird vermutlich nicht enden

Von einem Währungskrieg will Wolfgang Juds von Credo Vermögensmanagement dennoch nicht sprechen: "Der Yen befand sich seit dem Ausbruch der Finanzkrise gegenüber Euro und Dollar in einem starken Aufwärtstrend, den die Japaner mit ihrer Politik nun gebrochen haben."

Unmittelbarer Profiteur ist die exportabhängige Industrie des Landes. "Wenn etwa Toyota die Preise um 20 Prozent senken kann, ohne dass die Marge darunter leidet, und die Umsätze zumindest gleich bleiben, steigen die Gewinne des Unternehmens drastisch", erklärt Juds.

Das ist der Grund, warum die japanische Börse, an der viele Export-Unternehmen notiert sind, so deutlich gestiegen ist.

Keiner der beiden Vermögensverwalter glaubt, dass der Anstieg des Nikkei in nächster Zeit enden wird.

Urban geht sogar davon aus, "dass japanische Aktien den Anlegern in den nächsten zwei, drei Jahren viel Freude bereiten - zumal institutionelle Anleger nur wenige Nippon-Aktien im Portfolio haben".

Währungssicherung bei Aktien ratsam

Das Problem für Euro-Anleger: Die Gewinne an der Börse werden ihnen aller Voraussicht nach zwischen den Fingern zerrinnen, wenn sie diese nicht gegen einen weiteren Verfall des Yen absichern.

Daher sollten Aktienkäufer, die als Beimischung auf Japan setzen wollen, einen währungsgesicherten Aktienfonds erwerben.

So bietet etwa iShares mit dem MSCI Japan Euro Monthly Hedged einen börsengehandelten Indexfonds (ETF) an, dessen Währungsrisiko in monatlichen Intervallen abgesichert wird. Tipp der Finanzprofis: Kaufen sollte man erst, wenn die Börse in Tokio Schwäche zeigt.

Die These, die neue Politik in Japan sei der Start für eine Phase, in der die Anleger aus Sorge um die Kaufkraft ihres Geldes wie wild in Aktien investierten, halten Juds und Urban für unzutreffend.

Zwar will keiner ausschließen, dass es in einigen Jahren so kommen könnte, wenn die Inflation in Japan aus dem Ruder laufen sollte, doch aktuell sei diese Gefahr angesichts der Deflation noch gering.

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